Die spirituelle Bedeutung von Weihnachten
In den Wintermonaten ist alles still und gedämpft. Die Zugvögel sind weg, die Eichhörnchen haben sich Vorrat angelegt. Die Lebenskräfte von Natur und Mensch ziehen sich mehr und mehr zurück. In dieser Phase, bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember, verlieren auch die expansiven Impulse der Seele mehr und mehr an Energie, bis sie schließlich auf den Grund der Innerlichkeit sinken um dort zu ruhen. So wie ein Pendel einen höchsten Punkt erreicht, so erreicht auch die Seele bis zum 21. Dezember ihr vollstes, ruhendes Potential im Jahreslauf. Sie ist jetzt wie ein Kern in einer Nussschale, ein Keim voller Möglichkeiten, der mit dem Wiederkommen des Lichts nach neuer Entfaltung strebt. Ab dem 22. Dezember werden die Tage länger, die Nächte kürzer. Das Licht erobert die Welt zurück.
Jesus Geburt, der 24. Dezember
Am 24. Dezember feiern wir die Geburt Jesu Christi. Die wenigsten Menschen wissen, dass das genaue Geburtsdatum Jesus‘ bis heute weder von Historikern noch von Theologen eindeutig ermittelt werden konnte. Der 24., bzw. 25. Dezember, wurde erstmals vom römischen Kalligraph Furius Dionysius Filocalus im 4. Jh. n. Chr. als Jesus‘ Geburtstag erwähnt, später von Papst Julius I., 4. Jh. n. Chr., offiziell als seine Geburt festgelegt.
Da die Wintersonnenwende bis zur Einführung des Julianischen Kalenders ebenfalls auf dem 25. Dezember lag, versteht sich die Einverleibung dieses kosmologisch bedeutsamen Tages unter anderem historisch, mythisch und taktisch. Dass die Wiederauferstehung des großen Lichtes, bzw. das Wiederkommen der Sonne, mit der Geburt des Menschensohnes in Verbindung gebracht wurde, war kein Zufall. So wurden z. B. die heidnischen Feste, wie insbesondere das Geburtstagsfest des Sol Invictus, lat. für „Unbesiegter Sonnegott“, auch bekannt als Mithras, christianisiert.
Ebenso feierten die Wikinger, Germanen und andere Völker in Nordeuropa am 25. Dezember das Julfest. Im japanischen Shintoismus werden zur Sonnenwende mit Tohji-Taisai die großen Zeremonien zu Ehren der Sonnengöttin Amaterasu gefeiert. Im Alten Orient, Mesopotamien (Iran, Irak), wurde die Wintersonnenwende mit einem zwölftägigen Fest, Zagmug genannt, begangen. Die Babylonier und Perser wiederum feierten zu dieser Zeit Sacaea. So gehört die Wintersonnenwende, respektive Weihnachten, zu den ältesten Festen der Menschheit.
Die spirituelle Bedeutung von Weihnachten – kosmologisch
Astronomisch betrachtet steht die Erde am 21. Dezember in ihrer elliptischen Bahn über der Sonne, weswegen auf der Nordhalbkugel Winter und auf der Südhalbkugel Sommer ist. Mit anderen Worten: Das Licht der Sonne erreicht den südlichen Bauch der Erde schneller, den nördlichen „kitzelt“ sie nur. Die Sonnenkraft ist am 21. Dezember am schwächsten, weswegen die dunkleren, terrestrischen Kräfte der Erde, im esoterischen Sinn, am stärksten sind. So fallen auch die Raunächte auf die Zeit zwischen den 21. Dezember und dem 5. Jänner. Diese werden auch Inner- oder Unternächte genannt, was diese Zeit m. E. treffender charakterisiert, denn in der Abwesenheit der Sonne überwächst sozusagen die astrale Welt die Materie. Die Schleier zwischen den materiellen und spirituellen Ebenen fallen. Doch in eben dieser Dunkelheit strahlt die spirituelle, innerseelische Welt am hellsten; und die Geburt Christi, bzw. die Rückkehr des Lichtes, steht synonym für das Neuerwachen der Natur und der Seele. Die Sonne, das große kosmische Licht, sowie das Christusbewusstsein, will in uns erwachen. So lässt sich die wahre spirituelle Bedeutung von Weihnachten auch als das Entzünden dieses Lichtes in uns begreifen, als eine erste Inhalation des Numinosen, die das Ablassen von der niederen, im Egoismus verhafteten Persönlichkeit und den Aufstieg in das Christusbewusstsein anstößt, den Eintritt in die Nondualität, die Ganzheit und die Liebe.
Die spirituelle Bedeutung von Weihnachten – Ritual
In diesem Sinne lässt sich auch der Advent tiefer begreifen. Mit den vier Kerzen bereiten wir uns auf die Ankunft Christi vor. Um das Christusbewusstsein in uns zu feiern, kann man jede Kerze auch für ein Chakra brennen lassen, und zwar beginnend vom Wurzelchakra bis zum Herzchakra, was ebenfalls einen sehr schönen Bezug aufweist. Wurzel-, Sakral-, Solarplexuschakra werden bis zur Ankunft Christi – im Herzchakra – gereinigt. Dies, verknüpft mit einer etwa fünfzehnminütigen Meditation, halte ich für eine wunderschöne Idee, die dem alljährlichen Endspurt im Dezember, bestehend aus Einkäufen, Weihnachtsmärkten, Punschständen und Hektik, ein viel tieferes, umfassenderes Empfinden und Verstehen entgegensetzt.
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