Was ist göttlicher Sex?
Göttlicher oder erleuchteter Sex steht jenseits von Orgasmusfixiertheit und Triebbefriedigung. Er sucht die Seele zu befriedigen, nicht bloß den Körper.
Göttlicher Sex entsteht über die fühlende Verbindung zum anderen Geist-Wesen, das einen anderen Körper bewohnt. In dieser Verbindung, vom Männlichen zum Weiblichen und vom Weiblichen zum Männlichen, begegnen sich Gott und Göttin.
Zwei Menschen, die einander in tiefer Hingabe dienen, erleben eine Einheit, die Seele und Herzen berührt. Liebe ist der „Klebstoff“ zwischen den Körpern und Wesen. Im Bewusstsein, dass das andere Wesen das Komplementäre zum eigenen Wesen ist, erleben beide Partner sowohl Polarität als auch Vervollständigung.
Je maskuliner ein Mann ist, umso weiblicher kann die Frau sein; je wohler sie sich mit ihrer weiblichen Kraft fühlt, umso mehr kann er seine männliche Stärke ausleben.
„Ein Mann sollte stark genug sein, seine Frau zu erfüllen und ihr das Tor zum Paradies zu öffnen; eine Frau sollte stark genug sein, sich von ihrem Mann erfüllen zu lassen und ihn mit sich ins Paradies zu nehmen. Da Frauen verkörperte Hingabe sind, können nur sie den Männern den Weg aus dem Labyrinth der Trennungen zeigen und sie in die Einheit zurückführen, die unser aller Heimat ist.“ – Manfred Miethe
Dem Weiblichen dienen
Warum sollte dem Weiblichen gedient werden? In jedem Menschen gibt es weibliche sowie männliche Anteile. Selbst der maskulinste Mann hat einen femininen Persönlichkeitsanteil.
Doch die Frau verkörpert das empfangende, lebensspende, nährende Prinzip, sowie die Hingabe. Ihr ist der Mond zugeordnet, ihm die Sonne. Die Sonne erhellt den Mond und wärmt ihn mit seinem Licht, die Samenzelle macht sich auf den Weg zur Eizelle … Er ist (immer) aktiv, sie ist (immer) passiv.
Ebenso hat die Frau einen tieferen Zugang zur reichen Welt der Emotionalität. Ein sexueller Höhepunkt im Körper einer Frau berührt weite Teile ihrer Seele und löst andere biochemische und innerseelische Prozesse aus, als im Körper des Mannes. Ein sexueller Höhepunkt ist für eine Frau i. d. R. mehr als bloße Triebbefriedigung. Sie ist einerseits das sexuell zu erweckende, doch anderseits das sexuell subtiler empfindende Wesen.
Je mehr ein Mann lernt, auf die subtileren Äußerungen einer Frau zu reagieren, je mehr lernt er, ihr zu dienen. In diesem Dienst sublimiert er sich selbst, hebt sich gewissermaßen auf dieselbe Empfindungs- und Wahrnehmungs-Stufe der Frau, auf eine Ebene, in welcher seine größte Sehnsucht gestillt werden kann: Die Sehnsucht nach Heil- und Ganzwerdung.
Dem Partner geben
Wer eine erotische Begegnung wie ein amouröses Abenteuer oder wie ein Tauschgeschäft betrachtet, wird weder die höheren Gipfel der Ekstase noch die tieferen Seelenebenen der Verbindung zweier Menschen erreichen können. Die Angst, zu wenig vom Gegenüber zu bekommen, gipfelt in Ego-Zentriertheit und legt den Fokus auf das Nehmen.
Der Schwerenöter, Casanova und/oder der weibliche Vamp sind Beispiele – Menschentypen, die innerlich nicht/nie satt werden und Raubbau an anderen Menschen begehen, indem sie andere unter ihr eigenes Haben-Wollen, unter ihre eigene Lust erniedrigen, in die Verführungs-Falle locken oder auf andere Art für sich selbst benutzen.
Das gegenseitige, bedingungslose Geben innerhalb der Sexualität jedoch führt beide Partner in jene glänzende, heilsame Sphäre, in welcher wahre Intimität erfahren werden kann. Nähe und Liebe können sich in ungeahntem Maß entwickeln und potenzieren, wenn beide Partner sich bewusst darin schulen, dem anderen bedingungslos zu geben.
Sex mit oder ohne Liebe?
Zwischen „Liebemachen“ und leidenschaftlichem Abreagieren liegen Welten. Doch ein Abreagieren im Sinne einer bloßen Triebbefriedigung ist endlich und birgt einen Suchtcharakter, bzw. ist Triebbefriedigung durch diesen motiviert, denn irgendwann muss die Lust erneut gestillt werden.
Das blindwütige Ausagieren der eigenen Lust wird durch 24/7-Pornographie, Internet-Sex, Sex-Dates, käufliche Liebe usw. befeuert. Doch eben dies trennt den Menschen von sich selbst und den anderen ab. Er wird zum Sklaven seiner eigenen Lust und seines eigenen Körpers, nicht aber zum König in sich selbst. Bezahlt wird monetär, nicht aber mit Liebe und Respekt. So verkümmert die Beziehung zu sich selbst und zu der Partnerin/dem Partner.
Göttlicher Sex ist mit Liebe, Respekt und Achtsamkeit verbunden. Er ist kein Peak, hinter dem eine Suchtkomponente steht, sondern eine Konstante, die bis in jede Faser des Wesens reicht. Sie spendet Glückseligkeit, Wärme und unbeschreibliche Wonne, die auch dann noch anhält, wenn die Leidenschaft längst erloschen ist.
Der Weg ist das Ziel
Göttlicher Sex strebt nicht nach schneller Erfüllung. Entspannend und bereichernd ist sexuelle Liebe ohne Orgasmusfixierthiet. Wenn der Mann sich in diesen Gedanken hinein entspannen kann, dass er weder „abliefern“ noch seine Partnerin schnellst möglich zum Ziel führen muss, und wenn die Frau sich in den Gedanken hinein entspannen kann, dass ein Orgasmus geschehen darf, aber nicht muss, sind beide frei und können sich dem sexuellen Spiel, den Körperwelten, mit großer Freude zuwenden.
Zitat David Deida: „Bevor ich verstanden habe, wie ich mich Dir öffnen kann, habe ich versucht, dir Orgasmen zu schenken, damit ich wusste, dass ich ein guter Liebhaber bin. Aber jetzt will ich nur deine Hingabe. Ich möchte, dass die Freude deines Herzens durch deinen offenen Körper strömt und mein Leben mit deiner Liebe sättigt. Die Offenheit deines Körpers für den Fluss der Liebe zieht mich in dich hinein und durch dein Herz bin ich offen für die Liebe, die wie das Universum selbst lebt. Ob du einen Orgasmus hast oder nicht, während wir uns lieben, dein Vertrauen und die hingebungsvolle Offenheit deines Körpers sind meine geheime Tür zur tiefsten Glückseligkeit der Liebe.“
Sowie ein Orgasmuszwang aufgelöst ist, ereignen sich erfülltere Höhepunkte wie nebenbei und wie selbstverständlich. Das Ziel wird zugunsten des Weges ersetzt. Berührungen dienen nicht mehr dazu, den Berg schnellstmöglich zu erklimmen, sondern um den anderen in seinem Wesen zu (er-)fühlen.
Göttlicher Sex, himmlische Ekstase, ist wie ein Ausflug in die Natur des anderen. Dort, wo früher nur der Berg/das Ziel gesehen worden ist, ist jetzt das Staunen und Genießen vor der Natur des anderen. Göttlicher Sex schenkt dann am meisten Befriedigung, wenn sich die Partner in ihm verlieren (können) wie im Staunen vor der Allgewalt des Kosmos.
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Lieben Dank Roger. 🙂
ohh ja, könnte die Quelle kaum besser erklären..Ich bin auch da angekommen, nach zwei sehr schönen von Gott geschenkten Erfahrungen war klar, da kann die Frau noch so jung und schön sein, ohne spirituelle Connection brauch ich’s gar nicht mehr zu versuchen, geht einfach nicht.
Dafür wurde ich aber dann mit dem Ende dieses, in dieser Gesellschaft oft lästigen, männlichen Triebes belohnt.. .-)
Hallo Raphaengel,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Ja, ohne spirituelle Verbindung ist Sexualität hohl und unbefriedigend.
Lieber Gruß,
Tanja
Hallo Tanja Braid,
danke für deinen Text, deine Gedanken, dein Hineingeben in die Welten der Liebe 🙂
Für mich tauchen noch Fragen auf, wie die, was unter Stärke verstanden wird. Was ist männliche Stärke, was die weibliche? Es ist ein wenig die Befürchtung in mir, dass die Erwähnung von Stärke verstanden werden kann als die Qualität des Vorzeige-Menschen. Wie die öffentliche Werbung aus dem Weiblichen ein ausgehungertes Modell macht („SO ist die wahre Frau!“) und aus dem Männlichen den erfolgreichen RasierwasserGlattaal („DAS ist der wahre Mann!) könnte hier „Stärke“ als ein neues, zu erreichendes Ziel verstanden werden – was allerdings ganz an der Vielfalt (Göttlichkeit) des Menschen vorbei gehen würde.
Wichtig fänd ich noch, ganz klar zu machen, dass es im bewussten Sex um Begegnung geht. Die Genitalien werden zueinander gebracht – und ansonsten gibt es keinerlei Ziel, nicht einmal einen Weg! Ein Weg führt irgendwo hin – aber bewusster Sex tut das nicht. Er lässt Raum für Begegnung, für Gefühl, für Gedanken – alles was kommt. Ob Freude oder Traurigkeit oder beides gleichzeitig… Ob Furcht oder Peinlichkeit, ob Liebesgefühl oder Dankbarkeit….es kann sich alles zeigen, es ist alles willkommen.
Ein Zauberwort heißt „Mit-teilen“. Mein Partner erfährt von mir, was in mir geschieht, was ich fühle. Und ich erfahre es von meinem Partner, wie es ihm geht, was er sieht/spürt. Das Ganze ist ein sich erleben im Anderen, bzw. ein sich erleben, während mein Partner in mir ist. Die Genitalien dürfen einfach sein, sich miteinander bewegen oder völlig ruhig sein. Ob der Penis fest ist oder weich …. die Vagina weit oder schmal….es ist wie es ist. Und wir werden zu Zeugen des Wunders der sexuellen Begegnung.
Könnte das mit Stärke gemeint sein? Den eigenen Raum zu bewandern, den des anderen zu halten, dem „Geschehen“ beizuwohnen, sich selbst und sich dem anderen hinzugeben – im Sinne von „schau, so bin ich gerade“ und „Ah, das bist du gerade“. Nicht toll sein müssen, nicht liebend sein müssen – gar nichts müssen, außer bewusst sein, mitteilsam und mit herzweiten Ohren.
Danke fürs Inspirieren, gute Zeit!
Daniel Wolff
Liebe Tania
Das was du hier geschrieben hast, müsste man laut in diese sexuell deformierte Welt schreien. Tina
Liebe Tina,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Ja, es müsste in puncto Sexualität ein Gesinnungswandel stattfinden.
Das wünsche ich mir ebenso.
Lieber Gruß,
Tanja