Hochsensibilität zeichnet sich durch eine sensiblere/präzisere Wahrnehmung im Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Fühlen aus. Die fünf körperlichen Sinne sind beim hochsensiblen Menschen stark ausgeprägt und stark ansprechbar, wodurch eine exaktere und voluminösere Reizverarbeitung im Denken und Fühlen entsteht. Dadurch wird eine innerseelische und mentale Tiefenschärfe erlangt, wie sie anderen, nicht hochsensitiven Menschen, grundsätzlich nicht zugänglich ist.
50 Zeichen, dass du hochsensibel bist
- Meidest du Orte mit großer Hektik und Lautstärke? Dazu zählen z. B. große Festivals, Fußballspiele, Stadions, Discotheken, Einkaufszentren, aber auch Ballungsräume mit hoher Verkehrsdichte?
- Kannst du schwer schlafen, wenn jemand neben dir laut atmet, schnarcht oder wenn der Wecker tickt? Wenn Musik läuft oder der Fernseher an ist?
- Magst oder verträgst du generell keine laut-fröhlichen Menschen, Menschenansammlungen?
- Ist dir hell flimmerndes Licht oder kaltes Licht aus einer Neonröhre (beinahe schmerzhaft) unangenehm?
- Bist du eher introvertiert oder hält man dich sogar für schüchtern? Ist Smalltalk für dich eine wahre Herausforderung?
- Hast du einen feinen Geruchssinn?
- Stört dich Zigarettenrauch sehr?
- Reagierst du z. B. mit verstärktem Schwitzen auf Kaffee?
- Vertraust du Ärzten, Lehrern, Therapeuten, Coaches und Rechtsanwälten (insgeheim) nicht wirklich, weil sie dir menschlich, ethisch und fachlich fehlerhaft und inkongruent erscheinen?
- Ist dir manchmal zum Fremdschämen zumute? (War es in der Kindheit häufig, dass du dich auch für Erwachsene geschämt hast?)
- Fühlst du Stoffe und Schmuck auf der Haut lange und deutlich? Ist kratzige, beengende oder schlecht sitzende Kleidung für dich unerträglich?
- Hast du einen feinen Geschmackssinn?
- Denkst du häufig und oft oder nur in Metaebenen? Hältst du dich bei Diskussionen oft zurück, weil dir die Art und Weise, wie darüber diskutiert wird, zu banal ist? Denkst du dir, dass deine persönliche Meinung zum Thema hierzu erst stimmig ist, wenn die Thematik im richtigen Kontext wäre? Würdest du lieber viel tiefer in das Thema einsteigen, es analysieren und auf abstrakten Ebenen hin- und herwerfen, bevor du ein profanes Statement gibst?
- Erschaffst du mühelos Fantasiewelten und Visionen? Liebst du Utopien, Fantasy und Science Fiction? Denkst du häufig automatisch den ganzen Tag über etwas nach, was nicht mit Grübelei zu verwechseln ist, sondern dir insgeheim Freude macht und sehr kreativ sein kann? Ist deine Vorstellungskraft sehr ausgeprägt?
- Hast du mehrere Personen in dir, mit denen du nicht nur separiert sprichst, sondern mit denen du auch simultan Konferenzen abhältst, was dich bereichert oder sogar insgeheim leicht belustigt? (Der sagt dies, der antwortet jenes – als wäre in dir ein kleines Theater mit interessanten Figuren …)
- Hast du eine Neigung zum Perfektionismus, weil du detailverliebt und gewissenhaft bist? Ist dieser Perfektionismus jedoch weniger deshalb da, um andere zu beeindrucken oder es anderen recht zu machen, sondern weil du einfach glasklar siehst/fühlst, dass vor Schritt C Schritt B und vor Schritt B einfach Schritt A kommen muss, und dass es, wenn du alleine arbeitest, es einfach so sein muss, weil du logischerweise nichts überspringst? Und weil ein Überspringen eines Schrittes sinnlos und ungenügend wäre?
- Fühlst du dich gestresst, wenn man von dir verlangt, „Schritte auszulassen“, die du als notwendig empfindest? Hast du einen eigenen Begriff von Arbeit und Leben, von Schlampigkeit und Nachlässigkeit in allen Bereichen? Sowie im Denken, im Fühlen, aber auch in der Politik, der Rechtsgebung, dem Gesundheitswesen, der Pflege, der Kunst und Wissenschaft?
- Siehst du Menschen und Beziehungsdynamiken sehr genau? Begreifst du schneller als andere Strukturen, Verhaltensweisen und Denkweisen oder kannst über die Dramaturgie eines Filmes schon den Schluss voraussagen?
- Bist du irritiert, wenn manche Menschen Jahre ihres Lebens verschwenden, um kurz vor dem Tod zu einer Einsicht zu gelangen wie: „Ich habe meinen Sohn nie geliebt?“ Denkst du, dass es sonderbar ist, dass dieser Mensch erst jetzt zu dieser Einsicht findet, wo er doch so lange Zeit hatte?
- Irritieren dich auch Filme, die dasselbe Motiv haben: Eine Figur kommt am Ende des Filmes zu einer mehr oder minder weisen Lebenshaltung, und du fragst dich, warum du dir 90 Minuten das „angetan“ hast, wo die Figur doch schon im ersten Drittel des Filmes zur selben Einsicht kommen hätte können?
- Hast du einen hohen moralisch-ethischen Anspruch an dich selbst und die Mitmenschen? Weißt du z. B. den Altruismus-Begriff nicht nur zu lesen, sondern auch in vielerlei Hinsicht zu deuten und in objektive Kontexte zu setzen?
- Fühlst du dich bei subjektbezogenen Äußerungen oder bei sehr subjektiven Menschen, die sich zum Objektiven hin nicht reflektieren oder einordnen können, unbehaglich? Zum Beispiel sagt jemand „Ich liebe alle Menschen in der Welt“ und du fragst dich danach, wie das wirklich gemeint ist, weil es so gar nicht möglich ist: Ein Herz alleine würde von 7,6 Milliarden Menschen der Weltbevölkerung „gesprengt“ werden, von all den Schurken und den Guten, und überhaupt, wie ist der Bezugsrahmen zum Gesagten, wie der Kontext und warum sagt jemand so etwas Undefiniertes und Unscharfes überhaupt, wenn er damit im Grunde nichts anderes sagt, als dass er sich selbst für einen guten Menschen hält? – (Hinweis: Mehr ist vermutlich auch nicht mit subjektiven Aussagen gemeint, doch für einen hochsensiblen Menschen „reichen“ derartige Aussagen häufig nicht.)
- Hast du eine hohe ästhetische Wahrnehmung? Ein Feingefühl für Ebenmaß, schöne Gesichter, schöne Klänge, klare oder poetische Worte? Fallen dir Naturgeräusche z. B. wie Wind, Blätterrauschen oder Vogelgezwitscher schneller auf, als anderen Menschen? (Und liebst du diese Geräusche?)
- Kannst du auch nach langer Zeit noch Gegebenheiten, Gespräche und Situationen genau erinnern und wiedergeben, weil es dir lebhaft, klar und eindrucksvoll vor Augen steht? Hast du einen guten Zugang zu deinem Gedächtnis und vergisst nicht(s) schnell?
- Verstehst du Menschen instinktiv? Siehst/fühlst du es z. B. schnell, wenn jemand lügt, Scham überspielt oder etwas vorgibt, was er nicht ist?
- Empfindest du Mitgefühl, Stress oder leise Verachtung bei sehr emotionalen Menschen, weil diese von ihren Gefühlen beherrscht/übermannt werden oder weil sie Drama-Queens und irgendwie nicht in ihrer Mitte sind?
- Sind deine eigenen Emotionen sehr tief und stetig und klar, wohingegen du die Emotionen anderer Menschen als oberflächlich oder wirr oder gar paradox empfindest?
- Ziehst du dich gerne zurück und bist ganz für dich alleine?
- Überfordern zuviele Reize/Eindrücke aufeinmal dein Körper-Geist-Seele-System?
- Bist du manchmal überwältigt von der Intensität deiner Gefühle?
- Bist du grundsätzlich einfühlsam und geduldig Menschen und Tieren gegenüber?
- Könntest du einem Tier nie etwas zuleide tun?
- Würdest du Menschen oder potentiellen Partnern, die grundsätzlich etwas in dir ansprechen und die dir optisch zusagen, auch gerne körperlich näher kommen, wenn sie dir nur einen ruhigen, entspannten Raum gäben, mit viel Zeit und vorsichtigem Beschnuppern und langsamen Näherkommen?
- Würdest du liebend gern mit Menschen stundenlang philosophieren, ein Thema von vielen Seiten beleuchten, sich mental befruchten – wenn da nicht immer die Menschen wären, die mental so unflexibel wie eine Brechstange wären und die bei einer neuen Perspektive schon trotzig oder gelangweilt reagieren, wohingegen du erst richtig warm wirst?
- Fühlst du dich manchmal einsam, weil andere Menschen nicht auf deinem Bewusstseinsniveau sind und beginnst du schon alleine deshalb keine Gespräche mit ihnen, weil sie dir nichts zurückspiegeln/bieten können – und sie dich daher eher langweilen oder gar frustrieren?
- Bringen dich Bilder oder Filme mit leichten oder beunruhigenden Gewaltdarstellungen gegen Menschen oder Tiere in einen konkreten Schockzustand, der erst nach Stunden oder gar Tagen wieder abflaut, wohingegen andere Menschen nur mit der Schulter zucken und sie deine Bedrängnis und deine Betroffenheit gar nicht nachvollziehen können?
- Würdest du in akuten Notfällen Menschen und Tieren gegenüber sofort helfen, wenn du zufällig Zeuge bist/wirst und in der Nähe bist?
- Nerven, stressen oder langweilen dich oberflächliche Themen und Menschen?
- Hast du eine Vorliebe für Spiritualität, Philosophie und Sinnsuche?
- Wirst du bei Hunger und Müdigkeit gereizt und/oder schlecht gelaunt?
- Brauchst du grundsätzlich mehr Schlaf als andere Menschen, die sich als „normal“ schlafbedürftig klassifizieren? Liebst du Ruhe und Harmonie und Schönheit?
- Kannst du gut und gerne alleine sein? Bist du mit dir selbst gerne „zusammen“? Kannst du Wochen bis Monate so leben, ohne dass du aktiv den Kontakt zu anderen Menschen suchst, weil du die Aufmerksamkeit anderer Menschen im Grunde nicht wirklich für dein Wohlgefühl brauchst?
- Fühlst du dich nach einer Party oder einem Einkaufsbummel irgendwie ausgelaugt?
- Bist du einer der Menschen, der nicht ständig auf sein Handy guckt, wenn er sich mit jemanden trifft?
- Hast du eher wenige Freunde, dafür aber solche, die du schon jahrelang kennst und denen du wirklich vertrauen kannst? Bevorzugst du immer noch den realen Kontakt zu Menschen und nimmst digitale Internet-Kontakte eher weniger ernst?
- Hast du ein ausgeprägtes Feingefühl für Stimmungen und Atmosphären von Menschen, Orten und Gruppen? Magst du Ambiente und Stil und Harmonie?
- Hast du ein hohes Konzentrationsvermögen und konzentrierst du dich lieber auf eine Sache sehr intensiv, als auf mehrere Sachen gleichzeitig?
- Würden dich andere Menschen als zurückhaltend, lieb, schüchtern und/oder unnahbar beschreiben?
- Hast du manchmal oder öfter Vorahnungen, Eingebungen, energetische Empfindungen oder gar paranormale Erlebnisse? Hast du intensive Träume und kannst du dich leicht an deine Träume erinnern?
- In speziellen Fachgebieten/Themen erlebst du dich als hochbegabt, was dir z. B. auch Lehrer schon bestätigt haben, oder du bist in gewissen Themenbereichen hochtalentiert, im Schreiben, in der Musik, in der Rhetorik, der Mathematik usw. ..
Auswertung und Aussicht: Chancen und Herausforderungen für HSP
Wer diese Fragen, etwa 40 davon, überwiegend mit Ja oder einem „Ja aus ganzem Herzen“ beantworten kann, ist sehr wahrscheinlich ein hochsensitiver, bzw. hochsensibler Mensch. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass etwa 15 – 20 Prozent der Bevölkerung hochsensibel sind. Hochsensitivität ermöglicht ein großes Potential für den Betroffenen, schafft aber auch Herausforderungen im Leben, in der Berufsfindung und der Partnerwahl.Wie man am besten mit Hochsensibilität umgeht, die Chancen ergreift und die Hürden nimmt, erfährst du in nachfolgenden Büchern:
Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen – Buchlink
Sind Sie hochsensibel? Ein praktisches Handbuch für hochsensible Menschen – Buchlink
Hochsensibilität und Hochsensitivität: Forschung und Begriffsprägung
Die Begriffe Hochsensibilität, bzw. Hochsensitivität, prägte die US-amerikanische Psychologin und Sachbuchautorin Dr. Elaine N. Aron, die dieses Thema wissenschaftlich erforscht hat. Ihr 1997 erschienenes Buch „The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You“ gilt als Standardwerk auf diesem Gebiet und ist in deutsch unter dem Titel „Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen“ erhältlich. (Buchlink)
Hochsensibilität durch soziale Prägung oder genetische Eigenschaft?
Hochsensibilität ist, lt. Dr. Elaine N. Aron, kein Produkt der Umwelt, der elterlichen Erziehung, des soziokulturellen Umfelds, sondern genetisch bedingt. Die erhöhte Empfindsamkeit/Sensitivität entstünde aufgrund einer speziellen Konstitution der neuronalen Systeme, bzw. stuft der Thalamus (Teil des Zwischenhirns) bei hochsensiblen Personen (HSP) mehr Reize als wichtig ein, als dies bei nicht hochsensiblen Personen der Fall ist. Das heißt, dass viel mehr Informationen/Reize/Signale in das Bewusstsein der sensitiven Person gelangen.
Hochsensibilität in Abgrenzung zur Borderline-Persönlichkeitsstörung und ADHS
Verwandt zur Hochsensibilität und dennoch davon abzugrenzen ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und das Aufmerksamkeitsdefizit-, bzw. Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Ebenso davon abzugrenzen ist jene erhöhte Empfindsamkeit und Empathie, die aufgrund frühkindlicher Traumatisierungen entstehen können. Es mag z. B. die Borderline-Persönlichkeit höchst empathisch, hoch emotional und auf Menschen fixiert sein, jedoch ist die von Dr. Elaine N. Aron definierte hochsensible Person weniger oder gar nicht emotional (instabil), als dies der typische Borderliner ist. Auch die starke Menschenfixiertheit ist bei hochsensitiven Personen wenig oder gar nicht gegeben.
Hochsensibilität in Abgrenzung zur Hellfühligkeit, Medialität und Esoterik
Hochsensible Personen müssen nicht per se hellfühlig oder medial veranlagt sein, wie umgekehrt nicht jedes Medium hochsensibel sein muss. Auch der in spirituellen und esoterischen Kreisen als Empath klassifizierte Mensch muss nicht notwenigerweise hellfühlig oder medial veranlagt sein, wiewohl es Überschneidungen geben kann. Begrifflich sollte wohl zwischen Empfindsamkeit, Sensitivität und Empfindlichkeit unterschieden werden. Der hier vorgestellte Artikel nimmt Bezug auf die Forschung und die Bücher von Dr. Elaine N. Aron, somit auf wissenschaftlich fundierte Informationen.
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Ich habe mich sehr wiedererkannt. Das ich hochsensitiv bin, ist mir erst vor wenigen Jahren bewusst geworden. Sitzt z.B. eine Gesprächsrunde am Tisch, kann ich von jeder Person jede feine Nuance wahrnehmen (positive, negative Energie, Gedanken etc.). Als übersensibel würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen. Die meisten äußeren Einflüsse lassen mich einfach cool und relaxed (nicht im Sinn von gefühlskalt). M.E. muss in der Feinabstimmung zwischen hochsensitiv (Über-Wahrnehmung der Metaebene) und hochsensibel (Über-Wahrnehmung von Gefühlen, äußeren Einflüssen) unterschieden werden.
Hallo Jürgen,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Ja, es gibt verschiedene Ausprägungen von Hochsensibilität, wobei das Haupterkennungsmerkmal jedoch die erhöhte „Funktionalität“ der 5 körperlichen Sinne sind. Emotional intensiv fühlen kann eine Borderline-Persönlichkeit z. B. auch, doch sie ist im Sinne Arons dann nicht hochsensibel. Und viele hoch emotionale Menschen sind zwar emotional durchlässig und auch sehr empathisch, aber wenn die Abstraktion innerhalb der Denkebene fehlt und der angestrebte Perfektionismus fehlt, handelt es sich lediglich um eine emotionale, nicht aber um eine hochsensible Person.
Generell ist zu beobachten, dass Hochsensibilität zu einem „Life-Style-Thema“ (insbesondere in der Esoterik und Spiritualtiät) abgeflacht ist, da gefühlt jeder 2. hochsensibel sein möchte … Faktisch und lt. Forschung sind aber lediglich 15 – 20 Prozent der Weltbevölkerung hochsensibel.
Das heißt: Ich persönlich würde vor allem in spirituellen Kreisen nicht jeder Person, die sich hochsensibel nennt, dies unhinterfragt glauben.
Lieber Gruß,
Tanja
Ja, ja, ja, ja, ja, nein, ja, ja, ja, ja, … 😉
Auch wenn ich manche „Symptome“ grob schon kannte, ist es doch lustig sie mal alle als gebündelte Liste vor sich zu sehen! Ich wünschte nur mir hätte das als Kind mal früher einer gesagt: „gefühlt“ war da immer eine riiiesen Kluft zwischen mir und dem „Rest der Welt“… und ich dachte immer ICH wäre irgendwie „komisch“… oder – in besseren Momenten – DIE ANDEREN wären alle nicht ganz dicht… doch heute weiß ich es besser -> BEIDE Diagnosen sind zutreffend, leider!!! 😉
„Sensibelchen“ haben in ihrer Kindheit sicherlich erst einmal viele Nachteile zu verkraften, denn die Durchlässigkeit auf allen Ebenen ist nicht ohne… sie erfordert mehr seelische Kraft, einen ständig wachen Verstand (der hilft die vielen Impressionen einzuordnen), und die Entwicklung kreativer Strategien, um in einer brutalen Welt zwischen lauter „dickhäutigen Normalos“ überhaupt bestehen zu können. Aber mit zunehmendem Alter profitiert man von diesem harten Training, und erfreut sich einer gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit, die an sich schon eine Lust ist: Das sanfte Säuseln des Windes, das Rascheln der Blätter beim Waldspaziergang, der Duft von frischem Grün, das Wogen eines Weizenfeldes im Sonnenuntergang… es gibt einen das Gefühl wirklich am Leben zu sein!
Auch zwischenmenschlich wird man manchmal (nach langen Jahren voller Schwierigkeiten) doch noch „erfolgreicher“ als viele Dickhäuter, sofern man ebenfalls – wie sie – es gelernt hat sich auch mal abzugrenzen und sich nur noch für sehr wenig zu schämen. – Warum wird man „erfolgreicher“? Einfach weil man spürt was das Gegenüber genau braucht, wo Lösungen sind, weil man auch für sich selbst ein viel besseres Gespür entwickelt hat, authentischer ist, verbindlicher, weil man auch die feinen Nuancen der Kommunikation „lesen und schreiben“ gelernt hat… und sie so viel bewusster und gezielter einsetzen kann als andere. Gleichzeitig verhindert die verstärkte Fähigkeit zur Empathie und ein innerer moralischer Kompass – im Idealfall – auch, dass man diese Fähigkeiten manipulativ nur zum eigenen Vorteil einsetzt, sondern man versucht das Beste aus allen und allem herauszuholen… nicht für sich selbst, sondern als Dienst am Leben.
Und der Sex ist natürlich auch besser… denke ich… 😉
Abschließend noch ein kleiner Tipp für alle, die noch Probleme mit oberflächlichem Smalltalk haben: Man muss sich immer bewußt machen, dass es beim Smalltalk letztlich NIE(!) um das Thema selbst geht, sondern um das was „drumherum“ passiert: um die Klangfarbe der Stimme, das energetische „In-Beziehung-Treten“ (ob angenehm oder unangenehm), darum was ich zwischen den Zeilen sage (mit Körperhaltung, Mimik, Gestik), um die Wechselseitige Wahrnehmung des Gegenübers (authentisch/tief/mehrdimensional oder einengend/flach oder verzerrt/projizierend oder „Machtkämpfchen“-führend)….da passiert unheimlich viel gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen, und wenn man sich darauf konzentriert (sowohl beim Gegenüber als auch bei sich selbst) verschwindet das Gefühl schon etwas seine Zeit hier einfach nur sinnlos zu vergeuden. Und selbst wenn das Gefühl trotzdem da sein sollte: aushalten lernen! Dann beobachtet man halt, was dieses Gefühl in einem macht… jede Situation hat ihre Chancen, man muss nur bereit sein sie zu sehen und zu nutzen! 🙂
Meiner Erfahrung nach sollte man bei diesem Thema auch nicht den Fehler begehen sich selbst auf diese Eigenschaften oder Fähigkeiten etwas einzubilden, denn jeder Versuch Selbstwert durch die Herabsetzung von anderen zu erlangen (und sei es nur im eigenen Denken) ist eine Krücke für den eigenen Minderwertigkeitskomplex… und frei wird man nur, wenn man eine Krücke nach der anderen wegschmeißt (sobald sie einem auffällt), und lernt nur auf den eigenen Beinen zu stehen und zu gehen – ohne dabei auf irgendjemanden herabschauen zu müssen. Und auch das macht einen auf Dauer zwischenmenschlich etwas „erfolgreicher“, oder zumindest ein wenig angenehmer… 😉
Hallo Marcel,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Ich kann nur sagen: Toll! 🙂 Du sprichst mir persönlich mit jedem Satz aus der Seele. Eine sehr gute, stimmige, runde Darstellung des Phänomens Hochsensibilität. Müsste ich ein Beispiel von Hochsensibilität anhand einer Person auswählen, dann hätte ich „dich“ genommen, da du die Entwicklung, die Vor- und Nachteile für mich sehr gut darstellst. 🙂
Vielen lieben Dank dafür!
Lieber Gruß,
Tanja Braid
Hallo Tanja,
lieben Dank für deine nette Antwort! Es freut mich auch immer, wenn ich Dich erreiche… 😉
So „nüchtern“ deine Texte manchem (Neu-)Leser sicher auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, spätestens in deinen Kommentaren erkennt man dann deutlich die andere, warme und sanfte Seite von Dir, die das Bild einer tiefgehenden Persönlichkeit (welche zahlreiche Gegensätze in sich vereinen kann) so lebendig abrundet. Das macht deinen Blog so interessant und vielseitig, und unterscheidet ihn von vielen anderen!
LG, Marcel
Ich finde es sehr erfrischend und wichtig, dass zum Thema Hochsensibilität auch immer genannt wird, dass es auch Anzeichen einer Borderline Persönlichkeitsstörung bzw. eine Reaktion auf Traumata sein können. Gerade im spirituellen Bereich brüsten sich so viele mit ihrer sensitiven Seele, aber oft ist dahinter auch viel mehr zu entdecken und zuzulassen. Gerade spirituelle Kreise sind meiner Erfahrung nach ein Sammelbecken für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen (Narzisst/Borderline), ohne dies werten zu wollen.
Hallo Aurora,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Ja, ich habe hier auf dem Blog auch viel zum Thema Borderline und Narzissmus geschrieben.
Auch ich bin manchmal (noch) irritiert darüber, wie häufig Ideen/Themen/Gegebenheiten, die sauber voneinander getrennt werden sollten, im Denken der Menschen miteinander vermengt werden. Dies verunmöglicht oft jedwede Diskussion oder – im Gegenteil – zwingt es einen in mehr oder minder sinnlose Diskussion über Ideen/Themen/Gegebenheiten, die längst geklärt, belegt und offensichtlich sind.
Natürlich kann man auch darüber diskutieren, warum die Sonne jeden Tag aufgeht, ob 2 und 2 wirklich 4 ist und ob die Schwerkraft nicht plötzlich anders wirken könnte, doch – um im Bild zu bleiben – wird das Gros der Menschen nicht über die Dinge diskutieren wollen, die „klar“ sind.
So geht es mir so, dass ich nicht darüber diskutieren möchte, ob die Überempfindlichkeit des Borderliners nicht (auch) Hochsensibiltät sein könnte usw. oder ob Bewusstsein Liebe ist … – Dies nur wenige Beispiele von vielen.
Ich danke dir daher für deine Sichtweise, die ich voll und ganz teile. 🙂
Liebe Grüße,
Tanja
Interessant, dass du das schreibst. Ich fühle mich teilweise so genervt von diesen“ ach so Erleuchteten“. Das sind oft die, die immer nur am plappern sind und dir auf den Keks gehen mit ihrem Geschwurbel. Das war gemein, tut mir leid. …aber man macht so seine Erfahrungen..
das passt fast alles soo gut zu mir.
Leider gibt es wenige um mich rum, die ähnlich drauf sind.
Hallo Tanja,
ich hatte mich vor einiger Zeit schon zu Deinem sehr guten Borderline-Artikel geäußert. Nach dem Zerbrechen meiner letzten Beziehung musste ich feststellen, dass Deine (und nicht nur Deine) Beschreibung einer typischen Borderline-Beziehung und deren Ende total dazu passen.
Jetzt habe ich mich mal intensiver mit diesem Beitrag zur Hochsensibilität auseinandergesetzt und komme zu der Erkenntnis, dass sehr viele der aufgeführten Punkte auch auf meine Ex-Partnerin zutreffen. Sie selbst bezeichnet sich auch als hypersensibel und introvertiert.
Auch wenn ich weiterhin sicher bin, dass sie eine Borderline Persönlichkeit hat, komme ich jetzt allerdings etwas ins Grübeln, da Du ja schreibst, man solle diese beiden Phänomene suaber voneinader trennen. Kann es denn trotzdem sein, dass ein Mensch in beide Kategorien passt?
Liebe Grüße
Klaus
Hallo Klaus,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Ich persönlich würde beide Phänomene voneinander trennen, weil auch Menschen hochsensibel sein können, die keine Borderline-Persönlichkeitsstörung haben. Zwischen Hochsensibilität und „Empfindlichkeit“ ist m. E. ein großer Unterschied. Es gibt hochsensible Personen (Männer und Frauen), die sehr gute und langlebige Beziehungen führen, eben weil sie hochsensibel sind. Borderliner sprengen i. d. R. jedoch (über kurz oder lang) jedes Beziehunsgefüge.
Dennoch wird es immer wieder vermengt.
Es kommt also auch darauf an, wie du es siehst und wie du selbst dich dazu positionieren möchtest. 🙂
Lieber Gruß,
Tanja
Hallo Tanja,
vielen Dank für Deine superschnelle Antwort!
Für mich steht es außer Frage, dass auch Menschen ohne Borderline hochsensibel sein können. Das sind für mich eigentlich sogar zwei voneinander total unabhängige Themen. Bei meiner ex-Partnerin war mir sehr schnell klar, dass sie hochsensibel ist und so würde ich sie auch heute noch beschreiben, besonders nachdem ich Deine Auflistung gelesen habe. Die Beziehung hat aber trotzdem sehr deutliche Borderline-Züge aufgewiesen, da habe ich mich ja ebenfalls sehr in Deiner Beschreibung wiedergefunden. Sie selber hat sich übrigens nicht nur als hochsensibel und introvertiert beschrieben, sondern mir am Anfang unserer Beziehung eine Selbsteinschätzung zu ihrem Beziehungsverhalten bzw. zu ihren generellen Problemen mit Kontakten offenbart, das förmlich nach Borderline schreit. Darin enthalten waren auch ganz typische Konstellationen innerhalb ihrer Familie bzw. zwischen ihr und ihren Eltern. Trotzdem hat sie mehrere langjährige Beziehungen führen können.
Zusammenfassend würde ich vermuten, dass sie mit einer angeborenen Hochsensibilität auf die Welt gekommen ist, durch ihre KIndheit aber zusätzlich eine Borderline-Problematik entwickelt hat. Für mein Verstehen dessen, was in unserer Beziehung passiert ist, hat mein Wissen über die Auswirkungen ihrer Hochsensibilität und ihrer Introvertiertheit letztlich nicht ausgereicht, erst die Vermutung, dass sie Bordeline hat, konnte die ganzen Fragen, die mich gequält haben, beantworten.
Kannst Du das nachvollziehen?
Liebe Grüße
Klaus
Hallo Klaus,
ja das kann ich nachvollziehen. Womöglich ist es auch genauso, wie du es beschreibst: Sie ist hochsensibel zur Welt gekommen UND Borderlinerin geworden.
Lieber Gruß,
Tanja
Liebe Tanja,
so langsam wird mein Bild von ihr jetzt auch rund und dazu haben Dein Borderline-Artikel, mit seiner Klarheit und Unverblümtheit, sowie die Hypersensibilitäts-Liste, mit ihrem Umfang und den greifbaren Beschreibungen, ein gutes Stück beigetragen. Dafür danke ich Dir sehr!
Ich möchte aber noch erwähnen, dass es mir überhaupt nicht darum geht, meine ex-Partnerin in eine diagnostische Schublade zu stecken, sondern um den starken Wunsch, zu verstehen, was in und nach dieser Beziehung geschehen ist. Noch vor Monaten fehlte mir dazu nänlich komplett der Boden unter den Füßen und ich war einfach nur geschockt.
Beste Grüße
Klaus
Persönlichkeitsstörungen sollten in keinem Fall von der Hochsensibilität abgegrenzt werden! Meiner Meinung nach sind alle Persönlichkeitsstörungen ein direkter Anzeiger für hochsensible Menschen, die Teile ihrer Hochsensibilität und auch Hochsensitivität abgespalten haben, da sie ihre Fähigkeiten in frühester Kindheit überforderten. Dies müssen nicht unbedingt die typischen Traumatisierungen gewesen sein, sondern können für einfach fühlende Menschen schon Kleinigkeiten gewesen sein. Ich denke jeder hochsensible Mensch weiss wie schnell das geht. Hierdurch entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den angeborenen Gefühlen und dem erworbenen Verständnis. Dies führt zu den typischen Symptomen der Persönlichkeitsstörungen. Man wird verrückt, im wahrsten Sinne des Wortes. Von der Hochsensibilität in eine falsche Wahrnehmung.
Ich würde sogar soweit gehen allen Menschen Hochsensibilität und Hochsensitivität zu unterstellen. Die aufgrund gesellschaftlicher Normen den meisten abtrainiert werden. Dies würde auch die Entstehung der verschiedenen Kulturen auf unserem Planeten mit ihren jeweiligen spirituellen Bezügen erklären. Gerade im Hinblick auf das kollektive Bewusstsein, dürfte dies nämlich in dieser Form gar nicht sein.