Von Terence McKenna: Viel zu lange wurden wir kontrolliert von Ideologien, Wissenschaft, Kultur und anderen Hierarchien, deren Herrschaftsinstrument die Ausschließlichkeit ist. Hierarchische Strukturen tragen eine männliche Signatur, die im Gesellschafts-Wir Niederschlag gefunden hat. Wer weiß, wer er wäre, wenn es diese Herrschaft nicht gäbe? Was wir tun sollten, ist, die individuelle Erfahrung zu bestärken. Kaum jemand spricht über das Primat der subjektiven Erfahrung und über die Würde des Individuums.
Hier kommen psychoaktive Substanzen ins Spiel. Aber gut erzogene Bürger nehmen keine Psychedelika. Weil es illegal ist. Auch Marionetten oder Roboter nehmen sie nicht, keiner dieser sich gut benehmenden Funktionseinheiten nimmt psychoaktive Substanzen.
Kultur, Menschwerdung und Geschichte sind Suppressionselemente. Die, die sich daraus erheben, sind freier als die anderen Infizierten, freier als die, die so tun, als wüssten sie, was sie wissen. Dabei ist jedes Wissen ein Provisorium.
So zu tun, als ob ein menschliches Wesen ein anderes aus der dunklen Nacht der Ignoranz ins helle Licht der Wahrheit führen wird, ist lächerlich. Es ist eine Verstärkung des menschlichen Bildes, das mehrere tausend Jahre unter der Herrscherkultur geprägt worden ist.
Wer einen Lehrer möchte, sollte es mit einem Wasserfall, einem Stein oder einem Psilocybinpilz, einer Bergwildnis oder einem stürmischen Strand versuchen. Denn dort geschieht das Eigentliche. Es geschieht nicht im Ameisenhaufen des Alltags.
Vertraue deiner Intuition!
Und wir bewegen uns immer noch auf den ersten Moment zivilisierten Verständnisses zu. Diese Hinbewegung geschieht, indem du dir selbst vertraust. Vertraue deiner Intuition und lehne Autorität ab. Autorität ist eine Lüge, eine Zumutung. Autorität wird dich ruinieren.
Beuge deinen Kopf vor niemanden, der denkt, dass du ihm Glauben schenken sollst, weil er in irgendeiner Tradition steht, weil er irgendjemandes Füße gewaschen hat … Wissen ist provisorisch. Die Juden wissen etwas, die Buddhisten wissen etwas, die Wiccaner wissen was … Keiner weiß irgendwas!
Das sind nur Variationen vom Hütchenspiel, die von Vertretern der Priesterklasse ausgeübt und ausgearbeitet wurden, um Menschen unter Kontrolle zu halten. Institutionen versuchen, Kontrolle zu maximieren.
Das ist es, worum es ihnen geht. Dachtest du, sie sind dabei, dich zu erleuchten? Oder deine Seele zu retten? Nein. Um Kontrolle geht es. Solange wir uns Ideologien hingeben, sind wir vergiftet. Jede Ideologie: Marxismus, Katholizismus, Objektivismus, welche auch immer.
Was echt ist, ist die direkte Erfahrung. Was echt ist, ist dieser Moment. Nun stellt sich die Frage, was sind die Fronten der Erfahrung? Wie viel davon wurde uns weggenommen von diesen Herrschern, diesen Kulten, diesen Priestertümern und diesen philosophischen Hütchenspielchen? Eine Menge.
Die Quelle der Erfahrung
Das ist das, was hinter unserer Geschichte steckt: Unser wachsendes Unwohlsein, unsere wachsende Krankheit, unser Unbehagen dreht sich nur um den Fakt, dass wir von der Quelle unserer Erfahrung ferngehalten werden. Wir sind nicht nur seit der Viktorianischen Ära sexuell unterdrückt, vielleicht haben wir einen kleinen Fortschritt auf der sexuellen Ebene gemacht, vielleicht aber auch nicht. Aber wir sind unterdrückt in all diesen Bereichen. Und wir sind vor allem belogen in der Erzählung, die sich auf die psychedelische Erfahrung bezieht. Die psychedelische Erfahrung ist in ihrem Kern ein Angriff auf die Invasion der Machthaber, deren oberstes Bestreben ist, freie Wesen zu Zahnrädern der Maschine zu formen.
Sie mögen psychoaktive Substanzen nicht, denn sie bestärken die Individualität und lösen das heitere Modell jeder Wissenschaft auf.
Die Empfindung der Menschen ist es, in einer Organisation teilzunehmen, die nicht dem eigenen Leben entspricht, sondern dem Leben der Organisation. Der Mensch wird eine sinnlose Arbeit annehmen und gibt die besten Jahre seines Lebens, sein Genie und seine Hoffnung, da rein. So dient er er nicht nur der Ökonomie, sondern auch der Kultur-Institution, der Tradition, der Familie … Er wird dienen, dienen, dienen.
Da mitzumachen tötet die Seele. Besser ist, auf die Würde des Menschen zu bestehen. Die Abschaffung der Sklaverei, die Einführung des Wahlrechts für Frauen, das Beenden von öffentlichen Auspeitschungen usw. – es ist ein schrittweises Voranschreiten eines Programms der politischen Erleuchtung. Dieses Programm muss auch beinhalten, dass nicht eingegriffen wird, wenn Menschen sich eigenhändig den Weg zur Freiheit mittels Psychedelika bahnen.
Freie Menschen sind nicht daran interessiert, Intellekt, Emotion, Sexualität und Spiritualität vom Staat kontrollieren zu lassen.
Der Staat ist das Vollzugsinstrument der Herrscherkultur, die aus fundamentalistischen Kleingeistern besteht, die verängstigt sind von der Idee, dass Leute auf die Authentizität ihres Geistes bestehen, dass Leute im Licht der Natur stehen. Was die archaische Wiederbelebung zu bedeuten hat, wenn sie stark ist, ist eine Machtrückgabe an das Individuum. Und eine konsequente Machtabsenkung von Institutionen, vor allem von Regierungen.
Wir müssen über solche Sachen nachdenken, weil wir mit der Idee aufgewachsen sind, dass wir dienen, uns benehmen und uns anpassen müssen, weil die Welt sonst von Chaos überdeckt wird.
Wir müssen unsere Situationsanalyse bis zu dem Punkt tragen, an dem wir Chaos mit offenen Armen empfangen können – an dem wir verstehen können, dass Chaos das Umfeld ist, in dem wir alle blühen können.
Wenn wir weitermachen wie bisher, sind wir verdammt. Und eine höhere Macht wird resigniert konstatieren: „Sie haben sich nicht einmal angestrengt.“ Sie gingen zu den Wägen mit ihren Koffern, zu ihrer täglichen Arbeit und haben sich nicht einmal angestrengt, etwas anderes zu sein. Das ist zu alptraumhaft, um es überhaupt in Erwägung zu ziehen. Es geht nicht nur um das Schicksal des ganzen Planeten, es geht um das Schicksal des Individuums. Warum sind die Leute so höflich? Warum sind sie so geduldig?
Warum vergeben sie Betrug, Lüge und Vertrauensbrüche? Vermutlich weil die Herrscherkultur immer ausgeklügelter wird in ihrem unterschwelligen Kontrollmechanismus. Und damit meine ich nichts Grandioses oder Paranoides. Ich meine nur, dass über Presseveröffentlichungen, Geräuschhappen und über den durchgesetzten Blödsinn des Fernsehens das Drama einer sterbenden Welt für viele Menschen zu einer Seifenoper geworden ist. Und sie verstehen nicht, dass es sich um ihre Geschichte handelt und dass eben dieses Nichtverstehen sie im finalen Akt heimsuchen wird, wenn sie nicht irgendwo dazwischen aufstehen und schreien.
Widerstand wird nicht durch Organisation, Vorreiterparteien oder Kader von intellektuellen Eliten bewerkstelligt, sondern indem man einfach davon spaziert; indem man seine Identität, seine Vision, sein Wesen, seine Intuition behauptet und von diesem Kraftpunkt aus ohne Reue handelt und ohne Reue ist.
Ins Deutsche übertragen aus dem Vortrag „Trust yourself“ von Terence McKenna, den er in der Neunziger Jahren gehalten hat. Quelle: Trust yourself
Terence McKenna (1946 – 2000) war ein US-amerikanischer Philosoph, Psychonaut, Ethnobotaniker, Dozent, Bewusstseinsforscher und Autor mehrerer Bücher.
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Bücher von Terence McKenna:
Terence McKenna: Wahre Halluzinationen – Buchlink
Terence McKenna: Food of the Gods: The Search for the Original Tree of Knowledge A Radical History of Plants, Drugs, and Human Evolution – Buchlink
Terence McKenna: The Invisible Landscape: Mind, Hallucinogens, and the I Ching – Buchlink
Terence McKenna: Chaos, Creativity, and Cosmic Consciousness – Buchlink
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