Wofür auch immer man sich im Leben entscheidet, sollte stets der Frage „Will ich das?“ als „Soll ich das?“ geschuldet sein …
In der wilderen Natur, der Stille und der Einsamkeit, erhalte ich die Antworten darauf, wie es in meinem Leben weiter gehen soll …
Das Internet ist voll mit „How-to-create-and-master-Life“, doch was am Ende des Tages zählt, ist nicht die Art und Weise, wie das Leben „dauerhaft funktioniert“ oder wie man glücklich wird, sondern dass das Leben, das man lebt, aus einem selbst herausbricht, herausfließt, mit allem Schönen und Traurigem …
Diese Stimme zu finden, zu hören und zu leben … – zu fühlen, was gerade aus einem selbst heraus will, sei es im Kreativen, im Schreiben, im Fühlen der Natur, der Jahreszeiten oder im Betrachten meiner vor Freude im Wald herumspringenden Hündin, ist nicht immer leicht.
Zu oft ließ ich mich, vor allem in jüngeren Jahren, von außen definieren. Erfüllte die Formen und Förmchen der Gesellschaft, ließ mir die Hüte „Karriere“, „finanzielle Sicherheit“ und „Disziplin“ überstülpen … Natürlich gilt es das Leben zu befestigen und zu verankern, natürlich gilt es, feste Grund- und Rücklagen zu bilden, doch wieviel Energie verrinnt und verrann in unliebsame Arbeit oder in die Idee, dass wenn ich dieses und jenes noch hätte, ein Diplom mehr, eine Ausbildung mehr, ein Kaufobjekt mehr, ich dann glücklich und unbezwingbar wäre … ?
Ein Heimwerkerkurs für Frauen ersetzt(e) die mehr oder minder egozentrierte Expertise mancher Männer, die sich i. d. R. aus Weil-das-Weibchen-sich-nicht-auskennt speist … Natürlich lernte ich Haustechnik, Elektrotechnik, Grundlagen in Automechanik … Das war/ist für mich die Lebenskompetenz schlechthin als alleinstehende Frau, und natürlich weiß ich, die Farbe der Vorhänge auf die der Bettwäsche abzustimmen, ein Kleid zu nähen, sowie ich ein Lagerfeuer machen und Holz mit der Axt spalten und Gras mit der Sense mähen kann …
Aber das Leben will nicht nur gemeistert werden, es will auch gelebt und zelebriert werden. Mit anderen Menschen, mit denen man sich wohlfühlt. Mit der Familie, mit lieben Freunden, beim Kaffee-Kränzchen mit Verwandten und langen, ausgedehnten Spaziergängen in den Bergen mit meiner Hündin …
Doch daneben die wild-romantischen Vorstellungen vom Alleine-Leben in der Natur, den Bergen, sei es in den österreichischen Alpen oder Skandinavien … Ein Traum?
Aber wie kannst du nur ohne Beziehung(en) leben? – So der Einwand.
Und wie ohne Sicherheit, wenn der nächste Arzt 70 km weit weg wohnt und ein Krankenhaus erst in der nächsten Stadt wäre?
Und wie ist es im Alter?
Doch dem Wunsch nach Beziehungen kann man entwachsen, kann dies sublimieren in das Leben selbst hinein. Einsamkeit ist der Mangel an sozialen Beziehungen und Liebe, Einsamkeit bezeichnet den Umstand, dass da niemand mehr ist, der einen sieht und verzaubert, der freudig, solidarisch, zärtlich auf einen reagiert …
Liebe und Liebesverbundenheit zu erleben, ist eines der größten Geschenke im Leben – und ich durfte es schon erfahren …
Doch Sicherheit und Strukturen engen (auch) ein. Wenn ich frühmorgens weiß, wie der Tag verläuft, wieviele Stunden Schreiben, Yoga, Hausarbeit und Social Media ich „abarbeiten“ werde, ist die Stimme in meinem Inneren wieder dem banaleren Zirkel unterworfen, gleichsam nicht mehr existent – und eben dann kommen die Sinnlosigkeitsgefühle und die Unruhe, das Gefühl, wieder alles um- und aufbrechen zu müssen, mit den Strukturen brechen zu müssen, um es wieder zu fühlen: Das Flauschige meiner Hündin, das Morgenlicht im Frühling und den Kaffee-Duft, die Geschwindigkeit des Autos, die kühle Luft über dem See, den Duft des Waldes, die Bewegung und den Geruch der Pferde, die Ewigkeit der Sonne und die größeren Zyklen der Natur, der Welt und des Daseins …
Leben ist nicht nur Erfolg und Streben nach Erfolg oder Sicherheit, es ist Er-leben und Fühlen und Sein, sowie das sich selbst Ausgießen in jeden einzelnen Moment hinein.
***
Wenn du der Meinung bist, dass dieser Text auch andere inspirieren kann, dann teile ihn in Social Media. Teilen-Buttons untenstehend. 🙂
Hat dir der Artikel gefallen? Dann abonniere doch den Blog! Siehe „Artikel per Mail“, rechte Seitenleiste, oder klick hier, und erfahre, welche Vorteile dir das Abo bringt. 🙂
Hallo Tanja,
Ich danke Dir von Herzen für Artikel wie diesen. Dafür möchte ich Dich umarmen und knuddeln. Fühl Dich also bitte auch umarmt und geknuddelt. 😉 Es ist so wertvoll hin und wieder daran erinnert zu werden, was wirklich wichtig ist in unserem Leben. Ich vergesse das leider nur allzuoft, wenn mich der Alltag mal wieder zu sehr mit Beschlag belegt.
Liebe Grüße, Alex
Lieber Alexander,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Und Danke für das Knuddeln. 🙂
Lieber Gruß,
Tanja
Hallo Tanja,
ich habe deinen Text heute immer wieder gelesen… er hat mich nicht losgelassen… den ganzen Tag nicht… und ich kann Dir nicht mal erklären warum. Er hat etwas in mir berührt, irgendein Bild in meiner Seele… und ich suche nach Gründen, finde sie zu Hauf… und doch entzieht sich das Bild letzten Endes meinem Intellekt, und treibt davon wie ein Traum… verrückt. Ich wollte nur sagen, dass dein Artikel sehr schön ist… danke für diesen Einblick in dein Leben, in dein Denken und Fühlen!
Marcel
Lieber Marcel,
schön, dass du wieder bei mir vorbeigeschaut hast. 🙂
Ich freue mich, dass ich dich erreicht habe.
Lieber Gruß,
Tanja