Das höhere Selbst ist solange nebulös, bis es direkt erfahren wird. Die vielen Konzepte dazu können verwirren, erklären sich jedoch kulturhistorisch. Der kleinste gemeinsame Nenner all dieser Konzepte ist: Es existiert ein höheres Selbst. Dies impliziert, dass, wenn ein höheres Selbst existiert, auch ein niederes Selbst existieren muss.
Vom Ego zum Selbst
Das niedere Selbst ist das Ego. Das Gegenstück zum niederen Selbst ist das höhere Selbst, das auch Überseele, wahres Selbst, besseres Selbst oder „Monade“ genannt wird. In diesem Sinn ist es das „Einheitsselbst“.
Thematisiert werden Ego und Selbst in der Philosophie, im Veda und Vedanta, in den Yoga- und Hinduschriften, in der Psychologie, in der Anthropo- und Theosophie, ferner in Religion, Mystik und der Populäresoterik.
Beispiele hierfür:
Esoterik: Ego – wahres Selbst/Intuition
Tiefenpsychologie: Persona – Selbst
Analytische Psychologie: Ich – das Unbewusste
Yogaschriften: Jiva – Atman
Psychonautik: Alltags-Ich – Gott
Die Beispiele zeigen die Zweigliedrigkeit, werden jedoch unterschiedlich definiert. Das psychologische Selbst ist nicht notwendigerweise positiv interpretiert, sondern ist einerseits der Pool, woraus Psychosen entstehen, andererseits von Trieben und dem Lustprinzip beherrscht. Das Selbst könne, lt. Carl Gustav Jung, das Ich jederzeit verschlucken.
Positiver ist das „Wahre Selbst“ in der (Populär-)Esoterik gedeutet, am klarsten in der Hinduphilosophie: Jiva ist die Individualseele, die ein Teil von Atman, dem absoluten Selbst, ist.
Im psychedelischen Kontext wiederum unterscheiden sich Alltags-Ich und „Gott“, da die Bewusstseinsverschiebung in das höhere Selbst zumeist als I-am-God gedeutet wird. Die Gleichsetzung von Gott und dem höheren Selbst geschieht dann, wenn das Höhere Selbst direkt erfahren wird, was jedoch, im Gottesverständnis, eine subjektive Empfindung ist. Eng damit verknüpft sind die psychedelische Heldenreise und der Ego-Tod.
Das reduzierte Selbst in der Psychologie
Das Verständnis des Selbstes in der Psychologie stammt, ursprünglich, aus der Dichtung und Denkarbeit der „deutschen Romantik“, bzw. des „deutschen Idealismus“. Später wurde daraus das „Unbewusste“ bei Sigmund Freud und daraus wiederum „das Selbst“ bei Carl Gustav Jung.
Mit der ursprünglichen „Monade“ hat die psychologische Deutung keine Gemeinsamkeit mehr, sowie das „absolute Selbst“ (Atman) in westlichen Philosophien nicht als „absolut“ thematisiert ist, daher, in dieser Interpretation, auch nicht in der westlichen Psychologie zu finden ist.
Die Negativkonnotation des Selbstes in der Psychologie entspricht u. a. dem Pathologieverständnis, z. B. der pathologischen Einordnung von Psychose und Schizophrenie. Grundsätzlich zeigt sich in der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse eine Begriffsentwertung zu „Atman“ und damit die spirituelle Verkehrung. Wer bewandert ist, darf sich fragen, wo er das Unbewusste denkt und wo er das Höhere Selbst denkt. Ersteres wird i. d. R. unten gedacht, Letzteres oben. Nun gibt es weder für das eine noch für das andere einen Vektor, dennoch ist die Lokalisation die Bewertung: Das Unlichte einerseits und die Leuchtkraft andererseits. Aus diesem Grund ist im folgenden „Atman“ gemeint und jede psychologische Deutung außen vor.
Warum gibt es das höhere Selbst?
Atman, bzw. das absolute Selbst, wird nicht vom Ego ausgebildet. Das höhere Selbst ist ein „Funke“ der Quelle – von Gott. Atman ist, sowie Jiva, das Herabsteigende von Gott, wobei jeweils durch die Dimensionsschichten herab inkarniert wird. Da Atman zu groß ist, zu vielfältig, zu wissend, kann er sich nicht gesamt inkarnieren. Er spaltet einen Teil von sich ab und schickt diesen in die bedingte, materielle Welt – in eine Erdeninkarnation, in die Begrenztheit.
Daher gibt es ein Höheres Selbst. D. h.: Atman gibt es nicht, weil es Jiva, die Menschenseele gibt, sondern es gibt Jiva, die Menschenseele, weil es Atman gibt.
Warum sind wir nicht automatisch das höhere Selbst?
Aus oben genanntem Grund. Wir, auf der irdischen Ebene, können nicht automatisch das höhere Selbst sein, da wir sonst nicht inkarniert wären.
Die individuelle Seele, Jiva, ist dem Ausdruck des physischen Universums unterworfen: den Naturgesetzen und der Begrenzung auf fünf Sinne. Gewissermaßen ist das Ego von Atman getrennt und muss getrennt sein, da ansonsten die irdische Erfahrung (als Mensch) tangiert ist. Die Wiedervereinigung mit dem höheren Selbst ist in vielen spirituellen Traditionen das Endziel, in anderen Traditionen ein Etappenziel – in jedem Fall erstrebenswert. Auch Yogis und/oder spirituelle Meister sind grundsätzlich nicht automatisch im Zustand des höheren Selbstes, sondern führen den Zustand durch Meditation und Übung herbei.
Im Alltag kommen Menschen i. d. R. nicht mit ihrem höheren Selbst in Kontakt. Die meisten ahnen nicht, dass sie ein Anhängsel eines größeren, umfassenderen „Ichs“ sind. Da sie es nicht fühlen und erkennen, wissen sie es nicht.
Wie fühlt sich das höhere Selbst an?
Das größere Ich äußerst sich als Ich. Wer mit dem höhere Selbst tatsächlich in Kontakt kommt, kann ängstlich, mitunter panisch, werden. Häufig taucht Sorge, bzw. die Angst vor dem Verrücktwerden, auf; der Alltag kann über wiederkehrende Impulse oder längere Episoden zur Seite geschoben sein. Empfehlungen vom höheren Selbst an das Ego werden als „Ich-Empfindung“ wahrgenommen, die jedoch keine Denkfelder bedienen. Ein Beispiel: Jemand steht vom Sofa auf und öffnet das Fenster. In einem kurzem Moment ist sein Verstand entspannt und es kommt eventuell ein Impuls von „Tu das“ oder „Tu das nicht“ oder „Ja, das ist gut“ oder „Nein, das ist schlecht“ … Meist handelt es sich um Empfehlungen, die eine innere Frage beantworten, die bewusst oder unbewusst vorhanden ist. Die Empfehlung muss mit der Handlung, in dem Fall das Öffnen des Fensters, nichts zu tun haben. Sie gelangt lediglich jetzt ins Bewusstsein, weil der Verstand gerade entspannt war. Häufig sind es keine Worte, sondern innere Gefühle, Anregungen, die einen Tick später übersetzt im Bewusstsein liegen, als „hätte jemand etwas gesagt“, obwohl nichts gesprochen worden ist.
Wenn Empfehlungen nur selten gesendet werden, denken Menschen i. d. R., dass es ihre eigenen Impulse sind. Kommen sie jedoch öfter, z. B. täglich, vor, treten erste Fragen auf: Was ist das? Werde ich schizophren? Warum habe ich Impulse? Woher kommt es?
Auf dieser Ebene des ersten Kontakts verweilen die meisten Menschen. Spirituelle Menschen beginnen zu ahnen, dass es das Höhere Selbst oder Geistige Führung ist. Unterschieden wird es im Alltag nicht, es gibt jedoch Unterschiede.
Der Unterschied vom höheren Selbst zu geistiger Führung
Der Unterschied zum direkten Stimmenhören, wie es in der Schizophrenie stattfindet, ist, dass es sich – wie beschrieben – anfühlt, als hätte jemand etwas gesagt, obwohl nichts gesagt worden ist. Der Impuls ist innerlich und das Individuum weiß, was gemeint ist, weil es sich im Kontext auf bewusste oder unbewusste Fragen bezieht.
Fühlt es sich an, als käme es von mehreren „Wesen“, dann ist es geistige Führung von Entitäten.
Fühlt es sich an, als käme es von einem „Ich“, das vom eigenen „Ich“ getrennt ist, jedoch trotzdem „Ich“ ist, dann ist es das höhere Selbst. Auch das kann verwirrend sein. Der Eindruck, es selbst zu sein, jedoch von diesem Selbst getrennt zu sein, kann sich verrückt anfühlen. Die Trennung ist evident. Man kann es sich so vorstellen, als ob das eigene Spiegelbild zu sprechen beginnt. Dieses Spiegelbild ist jedoch zugleich das Größere, Weisere, Intelligentere. Aus diesem Grund fühlt sich das Höhere Selbst auch als „Zukunfts-Ich“ an, denn Atman ist zugleich die Zukunft. Es ist das, wohin Jiva wieder zurückkehren wird, wenn er erkennt, dass er es „selbst“ ist – der höhere Seinszustand seiner momentan bedingten Existenz.
Kontaktebenen zum höheren Selbst
Die ersten Kontakte erleben Menschen, die dafür offen sind, wie beschrieben: Das höhere Selbst schaltet sich in den Alltag über Intuition ein, gibt Impulse und Empfehlungen. Wenn diese Impulse regelmäßig stattfinden, lernt der Jiva, sie von seinen eigenen Gedanken, Wünschen, Reflexen und Regungen zu unterscheiden. Häufig sind auch Gefühle der Freude oder der Zustimmung. Jemand hat z. B. Zweifel in gewissen Dingen, ist unsicher, fühlt sich unsicher, weiß nicht recht … Wenn, auch in schwierigen Momenten, spontan ein Gefühl der Freude auftaucht, das nichts mit der konkreten Situation zu tun hat, dann ist es ein Impuls des höheren Selbstes. Meist lächelt die betreffende Person, obwohl niemand einen Witz erzählt hat und es auch sonst nichts gibt, was gerade zu einem Lächeln anregt. Es handelt sich um innerliche, spontan aufflackernde Freude. Sie bedeutet Zustimmung des Höheren Selbstes. Sie bedeutet: „Das ist okay.“
Diese Kontaktebene ist den meisten Menschen zugänglich, auch ohne regelmäßige Praxis wie Meditation, Pranayama, Yoga und Ähnliches.
Die zweite Kontaktebene zum höheren Selbst ist intensiver. Je mehr Jiva, die Individualseele, zum höheren Selbst hinübergleitet, umso schwächer werden die Egogrenzen. Dies kann mit Ängsten einhergehen, für die es keinen äußeren Anlass gibt. Das Höhere Selbst wird zurückgewonnen, was mit tiefem Berührtsein, mit einem magischen Empfinden, mit einem heroischen Empfinden einhergeht. Zusätzlich stellt sich das Gefühl ein, allwissend, bzw. allmächtig, zu sein.
Das höhere Selbst ist das eigene „Ich“, das sich nicht vollständig inkarnieren konnte. Es ist das Große, das vor der ersten Geburt zurückgelassen wurde. Es ist das Große, das nicht in die 3D-Ebene passt. Du bist es selbst – und jetzt weißt du es (wieder). Auf dieser Kontaktebene bist du allwissend und allmächtig, weil du auf dein Ganzes zugreifen kannst. Alles, was du (als Jiva) je wissen wolltest, weißt du (schon längst). Alles, was du (als Jiva) je erreichen wolltest, gehört dir (schon längst). Du bist größer, weiser, intelligenter, mächtiger, strahlender: Jeder Gedanke von dir ist heroisch, jeder Seinsausdruck essentiell, jedes Gefühl erhaben. Du leuchtest wie die Sonne, bist freudvoll, wissend und voll bewusst. Du bist Atman, das absolute Selbst.
In diesem Zustand ist deine Wahrnehmung verändert: Deine Gedanken sind klar, dein Grundgefühl ist „göttlich“ und du erinnerst den Seinszustand, wie als hättest du es als Jiva schon mehrmals erlebt: Du weißt jetzt, dass du es schon kennst, und es überrascht und verblüfft dich gleichermaßen: Das bist Du.
Meist ermöglicht sich diese Kontaktebene in einem Gipfelerlebnis. Es bleibt solitär. Es kann in der Meditation stattfinden, durch psychoaktive Substanzen, durch intensive spirituelle Praxis. Fortgeschrittene können dauerhaft im Zustand des Höheren Selbst verweilen und trotzdem am Menschenalltag partizipieren.
Hat jeder Mensch ein höheres Selbst?
Nein. Meiner hellsichtigen Beobachtung haben etwa 10 Prozent der Menschen kein Höheres Selbst, 80 Prozent sind sich des höheren Selbstes nicht bewusst und die übrigen 10 Prozent haben Kontakt zu ihrem höheren Selbst.
Die 10 Prozent, die kein höheres Selbst haben, sind nicht von oben herab, sondern von unten herauf inkarniert. Sie mussten vor ihrer ersten Geburt kein Größeres zurücklassen, um in die 3D-Ebene zu passen, sondern sie stammen von noch niederen Dimensionen. Für sie ist die Existenz als Mensch ein Aufstieg. Das heißt nicht, dass sie „böse“ sind oder sich karmisch ungünstig verhalten, sie haben vor ihrer Geburt nur keinen Teil von sich abgespalten.
Viele Menschen, die zu den 80 Prozent gehören, die keinen Kontakt zum höheren Selbst haben, verhalten sich häufig negativer, als es die 10 Prozent tun, die kein Höheres Selbst haben.
Gelangt jeder Mensch nach dem Tod automatisch zurück zum höheren Selbst?
Nein. Wer einmal in die 3D-Ebene hinab inkarniert ist, kehrt nicht automatisch nach dem Tod zum höheren Selbst zurück. Zwischen Jiva und dem höheren Selbst liegen nicht nur Inkarnationsschleifen und karmische Verstrickungen, sondern auch die Astral- und Mentalebenen. Nach dem Tod lösen sich die feinstofflichen Hüllen auf, man stirbt sozusagen ein zweites- und drittes mal, dann erst gelangt man zum höheren Selbst.
Die Astral- und Mentalebenen gehören zu Maya, zur Matrix, dazu. In diesen Sphären wird eine Reinkarnation geplant, in diesen findet auch Läuterung, Vergessen, Lernen, Entspannung, Erholung, Heilung statt. Der Jiva erlebt sich in der Astral- und Mentalebene als Jiva. Lediglich die Astralsinne sind verändert. Nach dem Tod ist Gerhard noch Gerhard und Barbara noch Barbara. Es gibt keine Garantie auf das Höhere Selbst nach dem Tod, jedoch kann auch in den Jenseitsspähren daran gearbeitet werden, das Höhere Selbst zurück zu erlangen.
Wem der Kontakt im Dies- oder Jenseits gelingt, der ist zwar nicht automatisch aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt befreit, hat aber ein Ziel, worauf er sich richten kann. Er weiß jetzt, worum es geht und was für ihn und seine Entwicklung Priorität hat.
Das höhere Selbst und die Matrix
Vor der ersten Inkarnation wurde von Atman ein Teil abgespalten. Dieser Teil war klein genug, um in einen Menschenkörper zu passen. Danach ist dieser Teil solange dem Inkarnationszyklus unterworfen, bis er sich befreit.
Maya ist die große Illusion, die 3D-Matrix. Selbst Menschen, die sich spirituell wähnen, stehen den Matrixverlockungen gegenüber. Sie verhalten sich wie Raucher. Diese wissen, dass Nikotin ungesund ist, aber die Gewohnheit ist stärker. Schokoladeliebhaber, Kaffeetrinker, Weintrinker: Sie wissen, dass es ungesund ist, aber das Verlangen ist stärker.
So kann man es sich vorstellen, wenn in den Astralwelten eine Inkarnation geplant ist: Es ist ungesund, in der Matrix zu bleiben, aber die Gewohnheit ist stärker. Auch so geschehen Inkarnationen: Entkörperte Seelen wollen es. Die Sucht entsteht, weil noch kein Bewusstsein dafür entwickelt ist, wie es ist, im Höheren Selbst zu sein. Wer das erfahren hat, wendet sich ohnehin von der Matrix ab.
Warum soll man sich des höheren Selbstes bewusst werden?
Die Bewusstseinsverankerung im höheren Selbst bewirkt die Durchlichtung der 3D-Ebene an sich. Sie wirkt nicht nur im Jiva, in der Individualseele, sondern erhebt die ganze bedingte Welt.
Spirituelle Meister, Rishis, erleuchtete Menschen inkarnieren deswegen häufig freiwillig. Sie möchten den anderen Menschen helfen, zurückzufinden. Ohne diese Menschen wüssten wir nichts von Atman, der Beschaffenheit des Energiekörpers, der Aura, wüssten nichts von Wiedergeburt und Tod und dem Leben nach dem Tod. Wir wüssten nicht, wie Maya wirkt, was sie ist. Wir wüssten vor allem nicht, dass Atman für jeden Menschen Priorität ist, auch wenn er es (noch) nicht weiß.
Wie kann ich Kontakt zum höheren Selbst herstellen?
Wie beschrieben gelingt dies durch Meditation, Yoga, Kontemplation, spirituelles Studium, ferner kann es durch den Konsum von psychoaktiven Substanzen gelingen, muss jedoch nicht gelingen. Der erste Schritt sollte jedoch nicht „disziplinierte Meditation“ sein, sondern Lebensordnung. Hierzu zählt vor allem die Ernährung, d. h. fleischlose Ernährung, und die Einhaltung einer gewissen Ethik. Wer dies täglich in seinem Leben umsetzt, ist dem Höheren Selbst nicht nur ein Stück näher, sondern schafft sich karmisch und seelisch jene Bedingungen, die Höherentwicklung – im Sinne eines höheren Begreifens – ermöglichen.
Clearings und Readings
Du möchtest konkret wissen, was deine Seelenaufgabe ist? Buche ein Reading!
Etwas im Leben belastet und braucht dringend Heilung? Dann kontaktiere mich. Mehr dazu unter Lebenshilfe und Beratung.
Wenn du der Meinung bist, dass dieser Text auch andere inspirieren kann, dann teile ihn in Social Media. Teilen-Buttons untenstehend.
Hat dir der Artikel gefallen? Dann abonniere doch den Blog! Siehe „Artikel per Mail“, rechte Seitenleiste, oder klick hier, und erfahre, welche Vorteile dir das Abo bringt.