Erinnern wir uns an Ted Bundy (1946 – 1989), den amerikanischen Gentlemanmörder, an Charles Manson (1934 – 2017), der mit Helter Skelter das Ende der Hippie-Ära einleitete und die Gesellschaft umstürzen wollte … Erinnern wir uns an die ungarische Blutgräfin Elisabeth Bathory (1560 – 1614), die viele junge Mädchen auf ihrer Burg zu Tode gefoltert hat, erinnern wir uns an die grausamen Menschenversuche (Zwillingsforschung) des SS- und KZ-Artztes Dr. Josef Mengele … Denken wir an Aleister Crowley und okkulte Rituale – an Sexualmagie, Tier- und Menschenopfer – aus dem Satanismus oder an die Folterungen/Sexualvergehen in der chilenischen christlichen Sekte Colonia Dignidad, so lassen sich je nach Fall unterschiedliche Kriterien, warum es zum Bösen kam, extrahieren.
Beispiele des Bösen
Fragt man innerhalb der Forensik und den individuellen Biographien zu Sexualstraftätern und Mördern nach einem Warum, finden sich zunächst mannigfaltige Teilantworten, die letztlich wie Flüsse in ein einziges Meer münden – in den kleinsten gemeinsamen Nenner, nämlich dass die „böse Tat“ aus einer deformierten Psyche stammt. Dies kann eine Persönlichkeitsstörung sein, kann bio-psycho-sozial entstanden sein, kann psychotisch-schizophren, genetisch, wahnhaft und vieles mehr sein, was die Psychologie/Hirnforschung an Diagnostik kennt. Ted Bundy sagte von sich selbst, er wäre ein Vampir und höre Stimmen. Insbesondere seine Morde waren entsetzlich grausam und sexuell motiviert.
Gräfin Elisabeth Bathory
Betrachtet man das Tun der ungarischen Gräfin Elisabeth Bathory, so kann man letztlich auch hier von einer deformierten Psyche sprechen.
Lt. Wikipedia waren es 36 bis 80 Mädchen, anderen Quellen zufolge etwa 600 Mädchen, die auf ihrem Anwesen zu Tode kamen. Dies geschah über physische Folter, die, lt. Wikipedia, durch Schläge und Auspeitschung bis zum Tode, Schnitte mit der Schere, Stiche mit Nadeln, Verbrennungen mit heißem Eisen und Wasser, Übergießen mit Wasser im Frost, brennendes Ölpapier zwischen den Zehen, Ohrfeigen und Messerstiche zur Anwendung kam.
Griff sie zunächst auf zahlreiche Dienstmädchen über, die sie auf ihr Anwesen holte, gab es aufgrund der vielen Tötungen im Umkreis der Burg bald keine Mädchen mehr. So schreckte sie später nicht vor Töchtern aus dem Adel zurück, die sie unter einem Erziehungsvorwand auf ihre Burg lockte. Da die Leibeigenschaft gegen den Adel rechtlich keine Mittel ausschöpfen konnte, wurde Elisabeth Bathory erst dann Einhalt geboten, als sie sich an eben jenen jungen Mädchen des Adels verging. So kam es zum Prozess und zur bis heute erhalten gebliebenen Akten- und Datenlage über die damaligen Vorkommnisse.
Es mag auf dieser Burg eine Morbidität in den Räumlichkeiten geherrscht haben, die kaum vorstellbar, jedoch für die Gräfin „normal“ gewesen sein mag. Völlig enthemmt in ihrem Tun an der weiblichen Dienerschaft, da sie hier keine (rechtlichen) Konsequenzen zu befürchten hatte, schreckte sie jedoch später auch vor Adelstöchtern nicht zurück. All dies hatte auch erotische, insbesondere sadistische Züge.
Warum jemand so etwas Schreckliches tun kann, ergibt sich wiederum aus der Forensik und psychologischer Diagnostik, wenngleich im Falle der Gräfin nur rückgeschlossen werden kann, doch auch hier wieder aus dem kleinsten gemeinsamen Nenner: Einer deformierten Psyche.
Charles Manson
Betrachtet man Charles Manson, so ist der Fall anders: Es gab keine erotische Komponente, keine Lust am Tun, vielmehr eine generalisierte Rache, denn er ließ seine Mädchen einen – aus meiner Sicht – persönlichen Dschihad kämpfen. Dieser „Dschihad“ erfolgte aus Kränkung, aus Hass und Rache auf die Gesellschaft, die es ihm nicht ermöglichte, jemand zu sein – bzw. ein Rockstar zu sein. Ob er selber an Helter Skelter glaubte oder er dies den Mädchen, denen er reichlich LSD gab, als Rahmenerzählung vorstellte, um ihnen eine Legitimierung für ihr Tun zu geben, ist unklar. Da er jedoch, bevor er die Manson-Family gründete, sich über scientologische Schriften Wissen zur Menschenmanipulation aneignete und er selber sehr wenig LSD nahm, ist anzunehmen, dass Helter Skelter für ihn nur ein Manipulations-Element gewesen sein könnte. Bei Charles Manson fehlt, anders als bei Ted Bundy und Elisabeth Bathory, das erotische Element. Wie der Norweger Anders Bering Breivik, der im Jahr 2011 die Anschläge (Massenmorde) auf Oslo und der Insel Utoya verübt hatte, scheint hier eher ein biographisch kumulierendes Element ursächlich sein: Ev. eine Reihe von Kränkungen, eine Reihe von äußeren Umständen/Einflüssen, die sich über Jahre hinweg multiplizieren, bis eine Tat wie im Falle Manson und Breivik letztlich durchgeführt wird.
Dr. Josef Mengele
Ebenso findet sich beim Konzentrationslagerarzt Dr. Josef Mengele keine erotische Komponente in seinem „bösen Tun“, sondern großer Ehrgeiz gepaart mit Empathielosigkeit. Sowie Menschen, die in Tierversuchslaboren arbeiten, keine Empathie (mehr) mit den Tieren verspüren, verspürte wohl auch Dr. Josef Mengele keine Empathie mit den Forschungsobjekten. Dass er seine eigenen Kinder liebte und herzte, jedoch die im Lager internierten Kinder mit grausamsten Versuchen quälte, kann schwer nachvollzogen werden.
Es gibt ein Bild von ihm, das mich (bis heute) nachhaltig irritiert und erschüttert: Er steht hinter einem großflächigen Metalltisch, der einen metallischen Rahmen hat. Auf diesem Tisch liegen Menschen oder Leichen – ich weiß nicht, ob sie noch lebten –, bzw. liegen auf diesem Tisch Menschenteile, dünne Arme, Schädel usw. … Anhand der Art und Weise, wie die Menschen darauf liegen, lassen sich Schlüsse ziehen, was ihnen angetan worden ist. Dahinter steht der Arzt, Dr. Mengele, in weiß und er lächelt, wie jemand, der stolz sein Arbeitswerk präsentiert, als stünde er nicht hinter einem Leichenhaufen, sondern hinter einem kleinen Modellbau, das ein Architekt hervorgebracht haben mochte, um das Werk bald in die Realität umzusetzen … (Anm.: Dieses Bild habe ich vor Jahren gesehen, hier aus der Erinnerung rekonstruiert.)
Dr. Josef Mengele wollte über seine Forschungen berühmt werden. Dass er in den Lagern unbeschränkten Zugang zu „Menschenmaterial“ hatte, dürfte ihm (einfach nur) gelegen gewesen sein.
Satanismus
Blickt man auf den Satanismus, bzw. auf satanistische Rituale, so ist die Motivation zur „bösen Tat“ hier weniger sexuell, ehrgeizig oder psychopathologisch als ideologisch und mit einem (verqueren) „Higher Mind“ verknüpft. Satanistische Rituale können in ihrer Perversion und Grausamkeit mehr als erschrecken, doch dahinter – und hoch oben – stehen Menschen mit einem Mindset, das zwar menschenverachtend sein mag, jedoch magisch-spirituell operieren möchte, über die Rituale das „Feld“ – im Sinne der Morphogenetik – beeinflussen möchte, somit die ganze Menschheit beeinflussen möchte. Weiters geht es u. a. darum, Portale für negative Entitäten zu öffnen, Energien zu bündeln, Macht zu generieren und zu erhalten. Der Satanismus möchte nicht den Einzelmenschen zerstören, sondern die psychospirituellen Strukturen des globalen Menschseins beeinflussen.
Paul Schäfer – Colonia Dignidad
Paul Schäfer (1921 – 2010), Gründer der christlichen Sekte Colonia Dignidad in Chile, ordnete wiederholt Folterungen an Kindern und Häftlingen an. Um (vermeintliche) Besessenheit zu heilen, verabreichte er u. a. Elektroschocks und Psychopharmaka an Kindern. An Knaben verging er sich regelmäßig sexuell, Frauen verachtete er grundsätzlich, sowie er Sektenmitglieder bei geringsten Vergehen über angeordnete, längerdauernde Bestrafungszenarien grausamst quälte: Z. B. mussten alle Sektenmitglieder ein in den Augen Schäfers „fehlerhaftes“ Mitglied öffentlich verprügeln, vergewaltigen und/oder schlagen.
Wie im Falle der Gräfin Bathory sorgten die Umstände für eine gewisse Enthemmtheit, bzw. schuf sich Paul Schäfer seine „morbide“ Gegenrealität innerhalb der Sekten-Gemeinde. In dieser Gegenwelt hatte er uneingeschränkte Macht über andere Menschen und unbeschränkten sexuellen Zugang zu Kindern. Auch hier ist die sexuelle Note gegeben.
Was und wie ist das Böse in der Welt?
So unterschiedlich sich das „böse Wesen“ in all diesen Fällen zeigt, so unterschiedlich die Ursache und die Entstehung dessen ist, so lässt sich generalisieren, dass sich das Böse – wie auch immer dies assoziiert und definiert ist – nicht selbst genügt. Es ist tatsächlich irrelevant, wie auch immer das Böse fachlich oder subjektiv begriffen und exemplarisiert ist, denn es ist in jedem Fall auf äußere Ressourcen angewiesen.
Wer zerstören, plündern, rauben und/oder quälen möchte, braucht die äußere materielle und menschliche Welt. Wer an Macht interessiert ist, braucht andere Wesen, die er beherrschen und kontrollieren kann. Wer seine eigene Lust als (egozentrierten) Maßstab nimmt, braucht andere (Wesen), die er zur Befriedigung benutzen kann.
Es kann kein Mensch, sei er nun satanisch oder psychopathisch, quälen, foltern, benutzen, kontrollieren und zerstören, wenn es im Außen keine Lebewesen (Ressourcen) gibt. Der Drang dazu ergibt sich aus dem inneren Defizit, des sich nicht selbst genügens, auf dass im Außen etwas genommen, gebraucht und benutzt wird, um einen gewissen inneren Zustand von „angenehm“, „gut“, „harmonisch“ herzustellen.
Betrachtet man hierzu den anderen Pol, nämlich das wie auch immer begriffene Gute, den guten Menschen, der vielleicht hegen, pflegen, erhalten und/oder heilen möchte, so genügt er sich dahingehend selbst, dass er vom Außen – um sich wohl zu fühlen – nichts braucht. Er möchte niemanden quälen, (für sich) benutzen, noch Macht oder Kontrolle haben, um sich schlicht wohl zu fühlen. Er ist sich selbst genug, es braucht keinen Zugriff auf äußere Ressourcen, keinen seriellen „Verschleiß an Mädchen“ wie im Fall Bathory noch Menschenkontrolle über andere wie im Fall Charles Manson und Paul Schäfer, mit oder ohne sexueller Komponente.
Das heißt, im Gedankenexperiment, dass, wenn alles Naturgesunde auf dieser Welt weg wäre, das „böse Wesen“ kaum noch etwas hätte, was es zerstören, plündern, rauben und quälen könnte – außer sich selbst. Gewänne ein globaler Satanismus, bzw. gäbe es auf der Erde keine anderen Wesen außer Mansons, Bundys, Bathorys usw., so wäre der Drang, sich im Außen zu bedienen/sanieren, nach wie vor da. Sie würden sich demnach über eine gewisse Zeit gegenseitig zerstören, sie könnten nicht anders aneinander handeln, als so: Ein Paul Schäfer möchte seine Parallelwelt, ein Charles Manson möchte den persönlichen Dschihad, ein Ted Bundy möchte Vampir sein, Gräfin Bathory will quälen, Dr. Mengele sucht den Ruhm und der Satanist will Macht und Einfluss über Infiltrierung des Grundlegendsten (der Seele) des Menschseins.
Daraus folgt (wiederum), dass alles Gute sich selbst genügt, während das Böse stets auf äußere Ressourcen zum Zerstören, Quälen etc. angewiesen ist. Diese Ressourcen können tierischer, menschlicher oder psychospiritueller Natur sein.
Man kann überlegen, dass, wenn sich alle guten Wesen, egal ob Tiere oder Menschen, in Hinkunft nicht mehr auf der Erde inkarnieren würden, sich innerhalb kürzester Zeit „das Böse“ selbst zerstören würde.
Dies ist u. a. das Höllenverständnis des Wissenschaftlers und Philosophen Emanuel Swedenborg (1688 – 1772). Zwar geht Emanuel Swedenborg nicht von einer Selbstzerstörung des Bösen auf der Erde aus, doch dem Himmelreich steht das Höllenreich gegenüber, und die Hölle ist nicht – nach christlich-religiösem Verständnis – Fegefeuer und ewiges Büßen und Leiden, sondern die Abwesenheit von Licht und von Gott. Die höllischen Wesen bewohnen bestimmte, jenseitige Dimensionen, in denen sie sich mitunter – nach Swedenborg – selber gegenseitig quälen, indem sie übereinander herrschen und sich gegenseitig dominieren möchten, andere Wesen benutzen und quälen möchten usw. … Dies ist jedoch dann ein endlicher Zustand, wenn das Wesen Gott/Licht wieder zulassen kann und möchte. Es ist nicht „ewig“ an diesen Zustand gebunden. Dies findet sich in den hier von mir vorgestellten Bezügen sowie in ähnlicher Weise auch im Gleichnis von den langen Löffeln.
Vom Wesen des Bösen und des Guten
Es ist daher das Böse im Grunde nach defizitär, fragmentiert, wie auch immer im Mangel. Es „fehlt etwas“, wohingegen das Gute im Grunde nach komplett, ganz und in gewisser Weise „heil“ ist.
Aus obigen Beispielen und Schlussfolgerungen ergibt sich vordergründig ein Wie, nämlich die Beschaffenheit des Bösen, jedoch noch keine Antwort auf die Frage, warum es das Böse in der Welt (überhaupt) gibt. Aus spiritueller Sicht lassen sich kollektives und individuelles Karma, jedoch auch die Veden und Mythen um „den Kali“, einen männlichen Dämon, sowie das Kali Yuga (ein Zeitalter) zur Beantwortung heranziehen. Näheres hierzu ist in diesem Absatz unter der Verlinkung einlesbar.
Warum geschieht so viel Böses (in der Welt)?
Abseits des hier Vorgestellten geschieht Böses, um Menschen auszubeuten, zu benutzen etc. … Es gibt institutionelle/strukturelle Gewalt (in Arbeitsverhältnissen, Schulen etc.), ein ökonomisches Böses (Wirtschaftskannibalismus), ein finanzielles Böses (Kapital- und Kontrollsysteme, Zinssystem etc.) … Aus der Geschichte kennen wir noch Sklavenhaltung, Leibeigenschaft und antike Tyrannei … Der Holocaust wiederum, der u. a. „die Hexe von Buchenwald“, Ilse Koch, hervorgebracht hat … Menschen, die im forensisch-klinischen Sinn nie auffällig waren, jedoch erst in einer Machtposition andere Menschen schikanieren, quälen, foltern … Man kann hier auch an das Stanford-Prison-Experiment von 1971, an das Milgram-Experiment von 1961 denken oder an die sexuellen Übergriffe von UN-Soldaten auf Kinder und Frauen.
All diese Themen berühren meine Bezüge hier, denn letztlich geht es auch in diesen Beispielen um die Plünderung von „äußeren Ressourcen“ zum Selbst- oder Machterhalt, doch wer sich fragt, unter welchen Umständen er z. B. selber (jemals) jemanden bestehlen oder unterjochen möchte/könnte, hat vielleicht eine Antwort wie „Ich habe Angst, dass zuwenig (für mich) da ist“ oder „Ich muss überleben“ … Welche subjektiven Antworten es auch gibt, auch diese spielen hier mit hinein. Es mag aus objektiver Sicht für einen normalen Menschen mitunter absolut keinen Grund geben, warum er immer mehr und immer noch mehr (Geld) möchte, doch vielleicht empfindet er es – auch wenn er z. B. an der Börse Millionen verdient hat und sich längst zur Ruhe setzen könnte – immer noch so: „Es ist zuwenig für mich da.“
Wiederum: Der Mangel.
Doch um zurück zu obigen Beispielen zu kehren: Auch hier ist, generell betrachtet, zur Beantwortung obiger Frage die Beschaffenheit des Bösen wie dargestellt, ursächlich: So unfassbar, schockierend, furchtbar und entsetzlich das böse Tun im Fall einer Gräfin Bathory auch ist, so ist es u. a. als ein sich selbst perpetuierender „Heilungsversuch“ dahingehend zu betrachten, um „ganz“ zu werden, das Defizit auszugleichen, den Mangel zu beheben.
Man kann das Böse per Drang und das Böse per Entscheid grob unterscheiden: Nicht jeder Satanist wird als Satanist geboren noch zu einem Satanisten gemacht, sondern er entscheidet sich dafür. Demgegenüber mag ein Ted Bundy stehen, der aus sich selbst heraus getrieben und gedrängt ist, demnach aus einem Drang handelt.
Wiederum in beiden Fällen gilt jedoch, dass sich das Böse nicht selbst genügt und die Augen stets nach Außen richtet, um Ressourcen für die eigenen wie auch immer gearteten Bedürfnisse/Anliegen zu finden.
Warum individuell jemand sehr, sehr großes Leid erfährt, ein hartes, in der Sinnhaftigkeit kaum nachvollziehbares Leben, kann dem individuellen Lebens- oder Seelenplan, dem Karma, geschuldet sein.
Ist das Böse (immer) primitiv und sexuell motiviert?
Aus obigen Beispielen ergibt sich, dass das Böse je nach Motivation/Ursache primitiv sein kann, jedoch nicht muss. Ein Drang ist womöglich als primitiv zu bewerten, wohingegen Manipulation Einsicht und Intelligenz braucht. Auch geht aus obigen Beispielen heraus, dass die böse Handlung nicht immer sexuell motiviert sein muss.
Auch hier lässt sich anhand der Erscheinungsformen des Guten die Antwort finden. Es mag eher einfältige, naive, gute Menschen geben, wie es hoch intelligente, gute Menschen geben mag. Vielleicht war eine einfache Bauersfrau im Mittelalter nicht gebildet, noch aus sich selbst heraus intelligent, jedoch freundlich, hilfsbereit den Ärmeren und Schwächeren gegenüber. Vielleicht ist in ein moderner Arzt als Mensch gebildet und als solcher in Krisengebieten oder in der Entwicklungshilfe tätig. Vielleicht ist ein Psychotherapeut hoch manipulierend im positiven Sinn – daher als solcher manipulativ und intelligent, jedoch für das Gute „qualifiziert“.
Dies lässt sich ebenso mit anderen Vorzeichen auf die „Negativ-Seite“ übertragen: Es gibt den planenden, hoch intelligenten, manipulierenden bösen Menschen, wie es den primitiven, impulshaften bösen Menschen gibt, dennoch ist, bezogen auf obige Beispiele, Intelligenz und Primitivität je nach Absicht unterschiedlich zu bewerten.
Lust und Lustempfinden ist häufig egozentriert. Wenn ein pädophiler Mann Kinderpornographie konsumiert, in welchem einem Kind womöglich Gewalt angetan wird, so sieht er nicht unbedingt das Kind, ein leidendes Wesen, sondern lediglich die Oberfläche, das kindliche Schema, das ihm Lust bereitet. Es geht um sein (Lust-)Gefühl dabei, um das, was er empfindet, nicht darum, was das Kind dabei empfindet.
Dies ist jedoch ebenso auf alle Begehrlichkeiten anzuwenden und keiner besonderen Neigung zuzuordnen. Auch in pornographischen Darstellungen mit oder ohne Gewalt ist das Körperschema der Frau, die Oberfläche, die Optik, das lustbringende Element, nicht aber der Mensch (die Seele) darin, der wie auch immer dabei empfinden mag …
Auf einfacher Ebene will Lust nehmen, es gibt jedoch auch – und gottlob! – Paare, die sich gegenseitig Lust schenken. Sowie es z. B. ein Mann nicht mehr nur mag, sich selbst im Körper der Frau zu fühlen, sondern es präferiert, die Frau (als Ganzes) zu fühlen, kann Lust auf höherer Ebene geschenkt und erfahren werden … Und vice versa.
Das lustvolle Prinzip im Bösen ist jedoch (in obigen Fällen) nicht auf Schenken, sondern auf Nehmen ausgerichtet.
Menschen ohne Gewissen … ?
Es war im Jahr 2000, als sich ein katholischer Priester, dessen Name mir nicht mehr einfallen mag, im TV darüber erging, dass, wenn jeder auf sein eigenes Gewissen hört, die Welt ein schöner(er) Ort wäre. Dies stimmt (natürlich) nicht oder wenn, dann nur bedingt, da Menschen mit dem reinsten und edelsten Gewissen die schrecklichsten Taten begehen: Im Namen Allahs, im Namen des Friedens, aus persönlicher Selbstgerechtigkeit oder Unwissenheit heraus … Das Gewissen als Garant für „gutes Benehmen“ ist in diesem Sinne dysfunktional.
Hierunter zu subsumieren sind Empathie, Moral und Ethik. Die höchsten, edelsten Werte können jederzeit gebeugt und situativ modifiziert werden. Wenn z. B. ein arbeitsloser Mensch nicht in einem Schlachtbetrieb arbeiten möchte, er aber institutionell und über die Gesellschaft, über Arbeitsämter und dem gültigen Gesellschaftskonsens, dass nur ein Leistungsträger „wertvoll“ ist, beeinflusst/gezwungen wird, kann seine Empathie, bzw. seine innere Moral, schon gebeugt werden. Vielleicht gewöhnt er sich irgendwann an die Arbeit. Er ist immer noch derselbe Mensch, kein im forensisch-kriminellen Sinn böser Mensch wie in obigen Beispielen, aber an eine gewisse Grausamkeit adaptiert. Dasselbe geschieht im Krieg mit Soldaten sowie mit Menschen, die in Tierversuchslaboren arbeiten. Ein äußerst empathischer Mensch, dessen Empathie stabil und sicher ist und nicht gebeugt werden kann, wird dazu dennoch Nein sagen, sich unter keinen Umständen in einem Schlachtbetrieb einstellen lassen, noch im Krieg auf Menschen schießen …
Empathie als Gradmesser für ethisches Benehmen kann erwogen werden, jedoch ist das Fehlen eben jener bezeichnend für Psycho- und Soziopathie, für Sadismus und Lust am Quälen. Damit ist u. a. auch fehlende Reue verbunden, die lt. meiner Recherche in den schwersten und furchtbarsten Fällen häufig, bzw. immer fehlt, in leichteren Fällen nach der Tat oder Jahre später empfunden werden kann. Aus Sicht des Täters hat in der Regel das Opfer (oder die Umwelt/die Ideologie etc.) Schuld, dass sich der Täter wie auch immer verhalten hat, womit eine Selbstreflexion der eigenen Tat verhindert ist.
Dem Normalverständnis nach Empathie, Reue und/oder ein Gewissen vorauszusetzen, Eigenschaften, die eine etwaige Tat verhindern oder verhindern sollen, bedeutet, von einer „Ganzheit“ des „Bösen Wesens“ auszugehen, was es, wie obiger Gedankengang zeigt, nicht ist. Es handelt sich gemäß meiner Darstellung um etwas Defizitäres und Fragmentiertes, das (stets) auf äußere Ressourcen angewiesen ist. Man könnte sich auch fragen, ob ein Hai ein Recht darauf hat, ein Hai zu sein, ob ein Löwe ein Recht darauf hat, eine Antilope zu reißen … Vergleiche aus Naturgegebenheiten zu ziehen, ist mitunter (immer) heikel, und selbstredend handelt ein Hai natürlich, gemäß seiner Instinkte – und seine Nahrungsbeschaffung ist für ihn „natürlich“, auch kann er nicht – aus plötzlicher ethischer Einsicht heraus – vegetarisch/vegan werden … Anders ausgedrückt: Empathie von einem Ted Bundy zu erwarten, wäre so, als ob man von einem Rollstuhlfahrer erwarten würde, Fußball zu spielen.
Das Böse: ein Evolutionsprodukt?
Der deutsche Neuropsychologe Thomas Elbert entwickelte die Theorie, dass im Männlichen evolutionsbedingt eine gewisse Lust am Töten vorhanden ist – und diese Lust am Töten u. U. in jedem Mann geweckt werden kann. Sowie ein Raubtier, ev. ein Tiger, seine Beute reißt und darin „nichts Schlechtes“ sieht, sondern sich über den Jagderfolg und die Beute freut, ist dies auf tieferer Ebene auch im Mann angelegt. Zu 95 Prozent verüben (weltweit) Männer grausamste Gewalttaten. Thomas Elbert geht von einer angelegten Form im Mann aus, die umständehalber geweckt werden kann.
Nun ist seine Forschung, die er im Kongo an männlichen Kindersoldaten durchgeführt hat, nicht uninteressant, jedoch müsste die ganze Evolutionsgeschichte hier aufgerollt werden, auch erklärt es das Tun einer Gräfin Bathory nicht, noch das Tun einer Ilse Koch, der „Hexe von Buchenwald“, wenn wir davon ausgehen, dass Frauen in der gesamten Menschheitsgeschichte nie auf „die Jagd“ gegangen sind.
Dass im Mann eher eine Biologie als eine Pathologie wirkt, eine Biologie, die sich darauf gründet, dass nicht nur Angst den Jagderfolg vereitelt, sondern auch Empathie mit dem Opfer, mag richtig sein. Im Mann wirkt zudem, lt. Elbert, ein gewisser neurochemischer Belohnungsmechanimsus während der Jagd und der Tötung der „Beute“. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass sich der Mann „gut“ dabei fühlt. Die Hemmschwelle, wann der „Jagdtrieb“ auf Menschen überspringt, findet sich, lt. Elbert, eher kognitiv, durch Erziehung und Sozialisation. Fehlt dieser „Überbau“, weil es im Leben eines Mannes keine Erziehung gab, kein Verständnis davon, was erlaubt, richtig und gut ist, kommt es zu Gewaltverbrechen, die nicht defensiv, aus Not oder Notwehr, zustande kommen, sondern aus Lust.
Verzeihen, Strafe und Reue – oder Verstehen?
Die Warum-Frage ist für viele Menschen, insbesondere für Opfer oder Überlebende, verständlicherweise mehr als essentiell. Endlich eine Antwort darauf zu bekommen, warum sich dieser oder jener Mensch so verhalten hat sowie Reue in seinen Augen zu erblicken, etwas Menschliches – all dieses zutiefst menschliche Ansinnen wird leider häufig enttäuscht. Ich erinnere nochmals daran: Das Böse ist meiner Ansicht nach „im Mangel“, ein Rollstuhlfahrer kann keinen Elfmeter schießen. Das natürliche, menschliche Lebensspiel, an dem ein „normaler Mensch“ teilnimmt, ist für ihn „nicht gemacht“. Das heißt nun andererseits nicht, dass für außerordentliche Milde für den Täter oder für „das Böse“ geworben werden muss und jeder Strafvollzug damit obsolet wäre, nein, ich möchte hier lediglich aufzeigen, warum Täter häufig keine Empathie und Reue empfinden, um Menschen, die selbst nach Jahren (immer) noch darauf hoffen, etwas geben zu können, womit sie anders abschließen können, als dies in manchen Therapiekonzepten über bloßes „Vergeben“ angestrebt wird.
„Das böse Wesen“ kann damit besser mit das „defizitäre Wesen“ begriffen, beschrieben und verstanden werden, weil die Fähigkeit zur Empathie/Reue nicht gegeben ist.
Empathie – und das wahre Böse
Empathie, wie auch immer sie sich im Menschen auf natürliche, gesunde Weise bilden mag, ist selbstredend die „Tatprophylaxe“ schlechthin. Es kann kein Mensch, der zur Empathie fähig ist, grausam sein und grausam handeln, weil es in ihm so wäre, als verletzte er sich mit einer grausamen Tat an jemand anderen selber. Wer als wahrhaft empathischer Mensch z. B. im Krieg gezwungen wird, andere zu demütigen und zu foltern, demütigt und foltert sich in gewisser Weise damit selbst.
Wer als wahrhaft empathischer Mensch gezwungen wird/ist, anderen Menschen/Lebewesen Schmerz zuzufügen, fügt sich den Schmerz selbst zu. Wer von einem Spaziergänger erwartet, eine weidende Kuh im Vorübergehen mit einer Brechstange auf den Kopf zu schlagen, wird (hoffentlich) auf einen Menschen treffen, der es einfach nicht kann.
Warum kann er es nicht?
Weil der Schmerz und das Leid, das er dem Tier zufügen würde, wie sein eigener Schmerz wäre.
Noch deutlicher wird dies, wenn in diesem Beispiel die Kuh durch einen Menschen, z. B. durch ein Kind ersetzt wird.
Es gibt im Satanismus, aber auch im Krieg und in gewissen Sekten, Situationen, in welchen Menschen gezwungen werden, den eigenen Kindern/Säuglingen oder nahe stehenden Menschen unsägliches Leid zuzufügen. Hier spielt wiederum Machtmissbrauch von anderen Menschen eine Rolle. Geschieht etwas derartiges, wird ein empathischer Mensch (auch noch Jahre) danach mit unglaublichen Schuld- und Reue-Gefühlen zu kämpfen haben, auch wenn er nichts dafür kann. In ähnlicher Weise findet sich dies, wenn liebe Menschen Selbstmord begehen und sich Angehörige auch noch Jahre später danach fragen, wie sie es verhindern hätten können.
Wenn ein Mensch aus empathischen Gründen dennoch etwas Schlechtes/Böses tut, dann, weil er sich im empathischen Gefühl irrt oder nicht präzise unterscheiden kann. Es mag ein Kind z. B. eine Katze ins Schlangenterrarium setzen, weil es möchte, dass Katze und Schlange Freunde werden. Dass die Schlange jedoch die Katze u. U. töten wird, ist dem Kind (noch) nicht klar.
Es mag jemand, der leicht friert, anderen schnell eine Jacke oder Decke anbieten, weil er von sich selbst auf andere schließt. Dass andere jedoch nicht so schnell frieren wie er selbst, ist ihm nicht oder vielleicht noch nicht bewusst. Nun ist im Falle der Jacke noch nichts Schlechtes geschehen, doch dasselbe Prinzip wirkt, wenn jemand z. B. meint, die Katze, die er eben mit dem Auto überfahren hat, möglichst schnell erlösen zu müssen. So fährt er aus Panik womöglich noch dreimal mit dem Auto darüber, bis sie sich nicht mehr rührt. Vielleicht hätte er sie aber auch in den Kofferraum geben und zum Tierarzt bringen können, auf dass dieser das Tier heilt oder „sanfter“ erlöst …
Es gibt viele Fälle von „falscher Einfühlung“, man könnte auch von unscharfer Empathie sprechen. Doch grundsätzlich ist Empathie die Prophylaxe schlechthin gegen schlechtes/böses Tun.
Wenn nun das „böse Wesen“ defizitär ist, so kann es im Grunde nichts für sein Sosein, womit das „wahre Böse“ im Grunde jemand wäre, der trotz Empathie jemand anderem Schaden oder Grausamkeit zufügt. Das heißt, wahrhaft böse wäre jemand, der ganz genau weiß, wie sein Opfer fühlt und empfindet, es jedoch dennoch quält. Dies ist ein Widerspruch in sich, weil Empathie eben dies verhindert, wenngleich, wie oben gezeigt, Empathie (Moral) gebeugt und situativ, zumeist dem Gesellschaftskonsens angepasst werden kann. Selbstredend wissen Menschen, die Fleisch essen, dass die Tiere nicht zu Tode gestreichelt werden und innerhalb der konventionellen Fleischindustrie i. d. R. von der Geburt bis zur Schlachtung unendlich leiden, aber wenn alle Fleisch essen, kann es doch „nicht so schlimm“ sein … So werden Schweine geschlachtet und Hunde geliebt, obwohl beide Tiere in ihrer Intelligenz und ihrem Sozialverhalten als gleichrangig zu betrachten sind.
Auch die Degradierung, die Entmenschlichung von Menschen, kann Empathie reduzieren, zumeist eine Legitimation schaffen, in welcher äußerst grausames Tun möglich, da bagatellisiert und/oder als notwendiges Übel betrachtet wird. Man denke wiederum an den Holocaust: Der Jude als Feind, als „Ratte“, als „auszumerzender Parasit“ und „Übeltäter“ kann als solcher – gemäß Ideologie – kein und/oder nicht das gleiche Lebensrecht haben, wie der „Nicht-Parasit“ und „Wohltäter“ …
Dennoch ist Empathie, die nicht ideologisch, traditionell oder kulturell gebeugt ist, das verbindende, friedensstiftende und lebenserhaltende Element an sich. Ohne Empathie, wie auch immer sie sich biologisch/soziokulturell bilden mag, hätte sich die Menschheit wohl schon längst- gemäß obigem Gedankengang – selbst zerstört, da den Nachbarn erschlagen, die Frau benutzt und getötet, Kinder kannibalisiert, das gesamte Leben eradiert …
Im Text verlinkte Bücher:
Vincent Bugliosi: Helter Skelter: Die wahre Geschichte des Serienmörders Charles Manson – Buchlink
Friedrich Paul Heller: Colonia Dignidad: Von der Psychosekte zum Folterlager – Buchlink
Reinhard Haller: Das Böse, die Psychologie der menschlichen Destruktivität – Buchlink
Verwandte Artikel zum Thema:
1. Werden Menschen böse geboren? Dies wird u. a. im Artikel die Hybris der Therapeuten beantwortet.
2. Reflexion: Das Niedere im Menschen …
Wenn auch du der Meinung bist, dass die Information in diesem Artikel auch für andere wichtig ist, dann teile den Beitrag in Social Media. Teilen-Butttons untenstehend. 🙂
Hat dir der Artikel gefallen? Dann abonniere doch den Blog! Siehe „Artikel per Mail“, rechte Seitenleiste, oder klick hier, und erfahre, welche Vorteile dir das Abo bringt. 🙂
Sehr aufschlussreich und interessant. Danke!
Liebe Tanja,
Glückwunsch zu diesem detailliert recherchierten Artikel, wobei ich für jeden Deiner immer aktuellen Themen sehr dankbar bin und sie mit großem Interesse lese sowie unterstreiche. Ein tieferer Einstieg wäre sicher der nächste Schritt, humangeschichtlich zu beleuchten, woraus generell die krassen Auswüchse der Dualität entstanden sind, ( da gibt es natürlich Wurzeln vor den Erscheinungen). Und… wie gehen wir mit den vermeintlich aufgeblähten Dunkelmotiven in dieser Welt um. Empathie versus non-empathie…?
Dankbare Verneigung für Dein wunderbares Tun,
Maria
Hallo Tina, hallo Maria!
Lieben Dank für eure Kommentare und das Feedback! 🙂
Es freut mich sehr, dass euch der Inhalt des Textes erreicht hat.
Lieber Gruß,
Tanja
Wunderbar ausführlicher, sehr sachlicher Artikel. Beeindruckend, wie tiefgehend Deine Recherche ist. Was ich aber nicht ganz verstehen konnte: Was meinst du, wenn du einen Psychologe als „hoch manipulativ im positiven Sinne“ bezeichnest? Für mich (und daran könnte mein Denken sich verhaken) ist Manipulation im therapeutischen Milieu ein eher negativer Begriff. Vielleicht müsste ich mir ein anderes Wort dafür einfallen lassen. Vielen Dank jedenfalls für deine Arbeit. Sie regt mich – wie du siehst – zum Nachdenken und Reflektieren an. Und das ist meiner Ansicht nach etwas Gutes!
Hallo Jens!
Lieben Dank für deinen Kommenatar und das Feedback! 🙂
Wenn Therapeuten (überhaupt) „hoch manipulativ im positiven Sinn“ sind, dann, weil sie z. B. in der Therapie den Klienten führen, ohne, dass dieser es merkt. Therapeuten sind manchmal wie Detektive, die in der Therapie etwas aufdecken. Sie wissen, woran es hakt, was das Problem ist, noch bevor der Klient es weiß. Ihre Aufgabe ist es mitunter, den Klienten eben dorthin zu bringen – an jenen Punkt, an dem es ihm selbst bewusst wird. Das kann strategisch und/oder manipulativ sein, in jedem Fall ist es nicht absichtslos, was eine gewisse Intelligenz voraussetzt.
Manipulation wird gemeinhin negativ begriffen. Doch „Beeinflussung“ und „Lenkung“ im therapeutischen Sinn ist manchmal mehr ein (detektivischer) Kunstgriff. Der Begriff Manipulation stammt vom lateinischen Wort manus (Hand) und plere (füllen) ab. Es heißt somit „eine Handvoll (haben), etwas in der Hand haben“, im übertragenen Sinn „Handgriff“ oder „Kunstgriff“.
Im Artikel schrieb ich „manipulierend im positiven Sinn“. Der Therapeut kann manipulierend im positiven Sinn sein, wohingegen ein Täter, nehmen wir jemanden, der Menschen bewusst beeinflussen will, denken wir an Propagandaminister Joseph Göbbels, manipulierend im negativen Sinn ist: Er möchte Menschen im negativen Sinn beeinflussen. In beiden Fällen, egal ob es in die positive oder negative Richtung geht, ist Intelligenz und Wissen vorauszusetzen. Das wollte ich im Artikel damit aussagen. 🙂
Lieber Gruß,
Tanja
Liebe Tanja,
vielen Dank für deine ausführlichen, aufklärenden Worte. Jetzt verstehe ich viel besser, was du gemeint hast. Da ich selbst praktizierender Therapeut bin, bin ich sehr vorsichtig und achtsam geworden, was jegliche Form der Manipulation angeht.
Das detektivische Aufspüren kenne ich natürlich sehr gut. Was du so treffend als Kunstgriff bezeichnest ist im Grunde ein sehr diffiziler Balanceakt, der mir täglich ein hohes Maß an Demut und Achtsamkeit abverlangt. Dafür darf ich immer mehr lernen, wie sich direkte Arbeit an und mit der Seele, Psycho-Therapie im eigentlichen Sinne gestalten lässt.
Ähnlich wie der „gute“ Mensch, z.B. als Lichtarbeiter seinen Narzissmus überwunden haben sollte, brauche ich als Therapeut jene permanente Wachsamkei, um mich sozusagen überhaupt erst in den Dienst der Seele(n) zu stellen.
Da arbeiten meditative Praxis, Charakterbildung und Kontakt zum eigenen Höheren Selbst im besten Fall auf sehr fruchtbare Weise zusammen.
Ein sehr spannendes Thema, das ich sicher noch an anderer Stelle weiterführen werde. Danke dir auch dafür!
Atma Namasté