Um das Wesen von Religionen wahrhaftig verstehen zu können, reicht es m. E. nicht aus, bibelfest zu sein, regelmäßig zu meditieren oder regelmäßig zu beten. Wer das Wesen der Religion wirklich verstehen möchte, muss den Menschen verstehen …
Wie entstehen Religionen?
Sind Religionen gott- oder menschengemacht? Der Umstand, dass sog. Religionsstifter Religionen „stiften“, deutet nicht nur schon begrifflich auf menschengemachte Glaubenssysteme hin, sondern es sind grundsätzlich alle Religionen menschengemacht. Es gründete z. B. Moses das Judentum, Jesus das Christentum, Zarathustra den Zoroastrismus, Siddharta den Buddhismus, Mohammed den Islam, Laozi den Daoismus usw. … Jemand erfährt ein transzendentales Erlebnis, erlebt eine fundamentale Einsicht und gründet darauf eine Lehre, die sich weiter erzählt, weiter trägt, ausbreitet und Anhänger findet. Die begründete Religion kann göttlich inspiriert sein, kann auf eine Erleuchtungserfahrung zurückgehen oder auf ein transzendentales Erlebnis, dennoch sind Religionen vor dem Hintergrund menschengemacht, weil auch die Erleuchtungserfahrung, das transzendentale Erlebnis in bestehende, menschliche Kontexte eingebettet wird.
Vom Sinn der Religionen im Alltag
Grundsätzlich kann jede Religion, sei es der Islam, das Christentum, das Judentum, der Buddhismus, der Hinduismus etc., einfach oder profund verstanden werden, einfach oder profund gelebt werden. Insofern Menschen Religion weniger frömmelnd, als ehrlich und authentisch leben, macht jede Religion Sinn. Dies insbesondere deshalb, weil das Leben damit eine Tiefe erfährt und „göttlich gerahmt“ wird, wenn man so will.
Auch geben Religionen besonderen Lebensereignissen einen Rahmen, dies z. B. im Sterbefall durch eine Trauerfeier. Auch dies ist sinnvoll, weil über die Trauerfeier Abschied genommen werden kann.
Dennoch besteht die Gefahr, im eigenen (ernsten) Glauben starr und eng zu werden, bzw. andere Glaubenssysteme als weniger wertvoll, weniger sinnvoll, weniger wichtig zu erachten … Ebenso besteht die Gefahr, dass das eigene „mentale Wachstum“ das bisher Geglaubte irgendwann entweder in Zweifel zieht oder zur Gänze sprengt. Dies ist umso schmerzhafter, je tiefer und fester ein bestimmtes Glaubenssystem, eine Lehre, unhinterfragt übernommen wurde. Dies geschieht nicht nur in Religionen, sondern häufig auch in esoterischen Strömungen.
Wenn aus Engel Dämonen werden …
So hat z. B. die Amerikanerin Doreen Virtue, ehemals bekennende und populäre Engelbotschafterin, erst vor kurzem, im Jahr 2019, ihrer Lehre abgeschworen. Ihr Sinneswandel stürzte viele ihre Anhänger in eine Krise. Wahr und richtig, so Doreen, wäre nicht die Engellehre noch der Kontakt zu Engeln, sondern einzig und allein die Botschaft von Jesus Christus. Sie beschreibt, wie ihr bei einem Kirchenbesuch der einzig wahre Jesus Christus in transzendentaler Form begegnet ist und wie zugleich ein Engel, der sie bis zu diesem Zeitpunkt besetzt hatte, sie verlassen hätte. Andere wiederum interpretieren diesen „Engel“ nun als „Dämon“.
Nun ist der „einzig wahre Jesus“ als solcher nicht nur von ihr beansprucht, sondern z. B. auch von der Autorin Eva-Maria Ammon, die mit dem Titel Tatort Jesus ein mehr oder minder neues, gechanneltes Testament verfasst hat. Dieses Channeling darf durchaus kritisch betrachtet werden. Und nicht nur sie will die gechannelte Wahrheit haben, sondern den „einzig wahren Jesus“ beanspruchen seit zweitausend Jahren viele Menschen und Gruppierungen, mit oder ohne transzendentalem Erleben, mit oder ohne Channeling.
Zu verstehen ist hier, dass der „einzig wahre Jesus“, so unterschiedlich er subjektiv gedeutet und erlebt wird, als Prinzip existiert, sowie auch Engel als Prinzip existieren. (Ich betone als Prinzip, nicht im Prinzip.) Des weiteren existieren aufgestiegene Meister, die weiße Bruderschaft, Saint Germaine (Hüter des siebten Strahles), Chohan El Morya, Einhörner und Elfen – und was es sonst noch „Nettes“ gibt, als Prinzip.
Wer z. B. Saint Germaine und/oder der Violetten Flamme jahrelang treu war und irgendwann auch Erzengel Gabriel, den Sufismus, Jesus oder gar Opus Dei toll findet, kommt möglicherweise in einen inneren Konflikt. Darf er die neuen Einflüsse/Impulse „gut finden“? Was sagt Saint Germaine dazu, mit dem er jahrelang gearbeitet hat?
Dieser Konflikt wäre umgehend gelöst, wenn im Denkuniversum alles, was die Religion und Esoterik hervorbringt, stets als Prinzip existieren dürfte. Ich betone nochmals: als Prinzip, nicht im Prinzip.
Die besonderen Qualitäten eines Saint Germaine hat zum Teil oder zur Gänze auch Jesus und in gewisser Weise Erzengel Gabriel, sowie weitere Figuren aus dem esoterischen, religiösen, spirituellen Kosmos …
Verschiebt sich die innere Präferenz, verschiebt sich lediglich das innere Prinzip.
Wer also z. B. Einhörner toll findet, mag daher weniger die Erscheinung, als das Prinzip von „Reinheit“, „Anmut“ und „Unschuld“. Dieses Prinzip findet sich in stärkerer oder schwächerer Form jedoch auch in anderen Erscheinungen (auch in Menschen) wieder. Wer Jesus toll findet, mag daher weniger den figürlichen Jesus, sondern das Prinzip von Weisheit, Liebe und Güte. Doch dieses Prinzip findet sich in stärkerer oder schwächerer Form auch in anderen Erscheinungen, sowie in Menschen wieder. Wer Erzengel Uriel toll findet, findet vielleicht auf einfacher Ebene eine Engelfigur ansprechend, doch eher das Prinzip von Weisheit, Stärke, Durchlichtung, bzw. das über Uriel kodierte „Gottes-Feuer“ etc. … Was hier für Einhörner, Jesus und Erzengel Uriel gilt, gilt auch für alle hier genannten Formen/Wesen und Annahmen.
Man kann seine Glaubens-Energie, bzw. seine Vorliebe zielgerichteter ausdrücken/denken, wie folgt:
„Ich ehre das Prinzip der Weisheit, Güte und Liebe nicht nur in Jesus, sondern in allen Erscheinungsformen, die dieses Prinzip offenbaren/verkörpern.“
„Ich ehre das Prinzip der Anmut, der Unschuld und der Reinheit nicht nur in Einhörnern, sondern in allen Erscheinungsformen, die dieses Prinzip offenbaren/verkörpern.“
„Ich ehre das Prinzip des Feuer Gottes nicht nur in Erzengel Uriel, sondern in allen Erscheinungsformen, die dieses Prinzip offenbaren/verkörpern.“
Problematisch wird es, wenn diese Verschiebung des Prinzips (der Konflikt) sich so löst, dass Jesus jetzt und für immer „das einzig Wahre“ ist, wohingegen Engel nun jetzt und für immer dämonisch und unwahr sind. Oder umgekehrt. Das Christentum selbst ist hierin rigide, denn Magie, auch weiße Magie, ist aus Sicht der Kirche satanisch. Des Weiteren ist aus Sicht der katholischen Kirche Reiki satanisch, Astrologie und neuerdings auch Kundalini-Yoga. Auch das Kundalini-Phänomen an sich gilt aus christlicher Sicht für viele als okkult/satanisch. Dabei zeigt sich hierin lediglich die Abwertung des Unbekannten oder auf individueller Ebene die „Dämonisierung“ einer bisher geglaubten Lehre, um damit den Konflikt zu lösen.
So hat Doreen Virtue mit ihrem Gesinnungswandel ihre Gemeinde nicht nur vor den Kopf gestoßen, sondern sich m. E. selbst beengt. Sie hat lediglich das „Prinzip“ gewechselt ohne zu begreifen, dass das Jesus-Prinzip nicht wahrer oder unwahrer als das Engel-Prinzip ist. Dies insbesondere, weil all diese Prinzipien menschengemacht sind.
Weitere Beispiele hierzu zeigen sich u. a. in Youtube. Getitelt wird z. B. mit:
„Warum ich Kundalini-Yoga aufgab und mein Leben ganz Jesus widmete.“
„Mein schmerzhafter Weg vom Islam zum Christentum.“
„Wie ich als gläubige Katholikin Muslimin wurde.“
„Mein Ausstieg aus der Kirche und warum mich weiße Magie befreit hat.“
„Reiki rettete mein Leben. Aber Jesus hat mich im Stich gelassen.“
„Ich folgte den Irrlehren der Kirche. Bis ich Kontakt zur weißen Bruderschaft fand.“
„Ich war eine gläubige Dienerin Gottes. Heute bin ich eine Wicca.“
„Warum Meditation eine gefährliche, mystische Praktik ist und man nur noch beten soll.“
„Die okkulte Seite des Yoga: Warum Yoga den Geist zerstört.“
„Kundalini ist der Teufel und ich habe ihn mit Jesus besiegt.“
In all diesen Beispielen wird ein altes Prinzip abgewertet und und ein neues hochgehalten. Dieser Tausch mag auf persönlicher Ebene mehr oder minder sinnvoll sein, die Abwertung ist es jedoch nicht.
Warum sind alle Religionen menschengemacht?
Wer sich mit mir in ein Gedankenexperiment begeben möchte, kann sich jetzt die unendliche Größe des Universums vor Augen halten. Unser Sonnensystem ist nur ein Pünktchen in unserer Galaxie, der Milchstraße. Und die Milchstraße ist nur eine Galaxie von Abermillionen in diesem Universum, worin sämtliche Distanzen nur mehr noch in Lichtjahren gemessen werden können.
Wer in dieser Vorstellung weiter gehen möchte, kann sich auch Paralleluniversen dazu denken.
Es ist der Glaube an außerirdische Wesen zwar aufgrund der immensen Fakten- und Beweisfülle nicht nur für die Ufologen schon lange kein „Glaube“ mehr, aber wer hier noch Schwierigkeiten hat, Außerirdische als faktisch existent anzuerkennen, kann möglicherweise dennoch die Annahme zulassen, dass innerhalb dieses einen Universums, in welchem unendlich viele Sonnensysteme und Planeten existieren, auch andere Wesensformen beheimatet sein könnten. Als Idee ist dies zulässig.
Wer jetzt an einen Grey denkt, an jene Spezies, die in die Popkultur Einzug gehalten hat, ist in diesem Gedankenexperiment nicht falscher oder richtiger als jemand, der sich etwas Amorphes/Seltsames oder Wunderschönes denkt …
Doch wie auch immer die Spezies nun gedacht wird, so besteht der nächste Schritt darin, dieser Spezies eine Evolution und weiters eine Religion zuzugestehen. Wie könnte die Evolution speziell dieser einen (gedachten) Gattung nun aussehen? Und wie die Religion?
Wie wahrscheinlich und sinnvoll und richtig wäre ein „einzig wahrer Jesus“ für diese Gattung? Oder Buddha? Möglicherweise gibt es aber eine spirituelle Teleologie. Aber wie sieht es mit Erlösung aus? Wovon soll diese Spezies erlöst werden? Wohin soll sie sich entwickeln? Braucht diese Spezies Saint Germaine? Oder Kundalini-Yoga? Sind deren Arme/Beine so beschaffen, dass sie überhaupt in die Yoga-Positionen finden? Braucht diese Spezies Mohammed? Oder Opus Dei? Aber wenn diese Spezies eine andere Grammatik hat oder gar nicht spricht, dann hat sie vermutlich keinen Begriff und keine Sprache zu Engel, Jesus und Mohammed etc. Möglicherweise hat aber diese Spezies jenseits der Sprache ein Prinzip von „wahr“, „schön“ und „richtig“. Was wäre aufgrund ihrer Evolution in der jeweiligen Gedankenannahme dann für diese Spezies eine sinnvolle Religion?
Oder: Wie sehen die Engel der Greys aus? Haben sie Flügel, aber dunkle Augen und große Köpfe? Unsere (menschengemachten) Engel haben menschliche Körper. Häufig auch noch eine römische Rüstung. Und unsere Einhörner sehen aus wie weiße Pferde, nur mit Horn dran. In der griechischen Mythologie können die Pferde sogar fliegen und werden Pegasus genannt. Aber wie sehen die Einhörner der Greys aus, wenn es bei ihnen nie Pferde gab? Und wie deren fliegende Pferde? Brauchen die Greys Einhörner und fliegende Pferde überhaupt?
Aus diesem Gedankenexperiment wird ersichtlich, dass alles, was Menschen sich innerhalb religiöser/mythologischer/esoterischer/spiritueller „Welten“ vorstellen, von Menschen gemacht und für den Menschen mehr oder weniger richtig und sinnvoll ist.
Dass aber ein generelles Prinzip von „wahr“, „schön“ und „richtig“ bestehen kann und dass es daneben noch andere Ideen als Prinzip geben kann, Ideen, die menschliche Vorstellungen und außerirdische Vorstellungen gleichermaßen inkludieren, davon gehe ich aus. Für mich persönlich ist demnach jede menschengemachte Religion, sei sie nun mono- oder polytheistisch, gewissermaßen unrichtig …
Demgegenüber gehe ich, bezogen auf menschliche Jenseitsvorstellungen, jedoch so weit, dass das Menschengemachte auch auf tief verstandene oder auch erfahrene Weisheiten/Lehren zutrifft, dass es sich bis auf ein Nirvana, bis auf Vaikuntha, bis auf das schönste/hellste/liebevollste Paradies im Jenseits erstreckt … Es ist also alles von Menschen für Menschen. Auch die Jenseitswelten direkt um und über der Erde sind in ihrer astral-ätherischen Form zunächst menschen-gemacht, nicht „gott-gemacht“.
Ich halte es daher für weise, sich die eigenen, persönlichen Präferenzen innerhalb der Esoterik, Religion und Spiritualität anzusehen, um das Prinzip herauszuarbeiten, das dahinter steht. Somit erübrigt sich eine Abwertung oder Dämonisierung anderer Prinzipien meist von alleine, weil das Prinzip, das für einen selbst aktuell wichtig und wertvoll ist, sich ebenso in anderen Denkfiguren, in anderen Religionen finden kann. Dies kann natürlich fragmentiert, mal stärker oder schwächer sein, aber grundsätzlich ist das (jeweilige) Prinzip auch anderswo. (Möglicherweise auch extraterrestrisch, in völlig anderen Kontexten und Formen.)
Wie man Religion richtig leben und denken kann
Das Schriftgut der jeweiligen Religion wörtlich auszulegen, kann gelingen oder nicht. Es ist die Offenbarung des Johannes als „Literatur“ z. B. (auch) sprachlich interessant, bzw. möchte ich sagen, dass diese ziemlich „rockt“, insofern hier sprachliche/symbolische Ansprüche gestellt werden.
Die Psalmen wiederum sind poetisch und die Bergpredigt, bzw. die Seligpreisungen haben viele Menschen schon zu Tränen gerührt …
Das Schriftgut – egal welcher Religion – dürfte wohl immer verschiedene Lesarten haben, die hier alle aufzufächern, zu lang wäre. Wichtig ist vermutlich stets nur, wie potent ein gewisser Text in einer gewissen Lebenslage in einem gewissen Lebensalter auf persönlicher Ebene ist. Und wichtig ist weiters, jedem religiösen Sachverhalt einen mentalen Filter vorzuschalten. Dies deshalb, damit der mentale Filter aktiv ist, bevor man emotionalisiert ist. Wer z. B. jahrelang etwas aus tiefsten Herzen geglaubt hat, wird eine Krise erleben, wenn sich das Geglaubte als falsch herausstellt. Dies kann durch den Verstand, durch Denken, prophylaktisch unterbunden werden.
Sinnvoll an allen Religionen ist grundsätzlich auf praktischer Ebene die Ethik. Das persönliche Leben an einer Ethik auszurichten, auch wenn diese religiös motiviert ist, ist sinnvoll.
Weiters ist es sinnvoll, bzw. bereichernd, sich den mystischen Traditionen der Religionen zuzuwenden. Die Mystik des Islam ist der Sufismus. Die Mystik des Judentums ist die Kabbala. Die Mystik des Christentums ist meines Wissens nach nicht systematisiert, aber es hat z. B. Hildegard von Bingen mystische Schriften verfasst, ebenso Meister Eckhart und Johannes vom Kreuz und Teresa von Avila.
Ansonsten ist eine innere Haltung von Inklusion sicherlich anzuraten, egal, mit welcher Strömung/Lehre/Religion etc. man sich gerade befasst. Es ist ratsamer, einzuschließen anstatt auszuschließen und sich selbst nie als absolut zu einem Sachverhalt zu positionieren, noch diesen als (ewig) absolut zu interpretieren, mag er sich auch noch so schlüssig präsentieren.
Wer der Meinung ist, den persönlichen Endpunkt in einer Sache erreicht zu haben, wie auf einem Kumulationspunkt von Wissen und Erfahrung, hat lediglich diese eine Erfahrung durchlebt und für sich selbst „wahr“ gemacht. Wer denkt, er wäre im Nirvana endlich am Ziel, denkt m. E. zu klein. Das Individuum aufgelöst in der Gruppenseele, dem Allnichts … Und dann? Ist das ein ewiger Status Quo? Was kommt danach? Wenn diese Erfahrungswelt, diese unendlich lange Reise vom Ich bis hin zur Auflösung im Nirvana gelungen ist, so ist auch diese Erfahrung gemacht – und durch. Hieße es dann, dass aus dem Nirvana-Nebel irgendwann wieder neue Funken entspringen und sich zu neuen Individuen bilden, die wiederum mehr und mehr zur Persönlichkeit werden und sich karmisch verstricken, so wäre damit zwar ein Kreislauf skizziert, aber letztlich ein sinnloser, denn es wäre ein Gefängnis, wenn es keine Entwicklung über ein Nirvana hinaus gäbe …
Ich möchte mit diesen Impulsen nicht pietätlos sein, noch provokant, sondern lediglich die Frage stellen dürfen – und es damit auch anderen Menschen erlauben, die Frage zu stellen. Wer in der buddhistischen Tradition steht und aufgrund meiner Ausführung hier Unbehagen empfindet, darf diese Frage gerne an den Buddhismus selbst oder an buddhistische Lehrer weiterleiten …
Anm.: Frei(er) wird jemand, der aus dem Kreislauf der Wiedergeburt aussteigt, mit Sicherheit. Aber zur Gänze frei wird der, der sein Bewusstsein erweitert. Diese Ansicht stammt von Robert Monroe und wird von vielen Astralreisenden geteilt. Dieser Ansicht schließe ich mich an.
Einfache religiöse Vorstellungen loslassen
Ich habe u. a. im Artikel Was geschieht im und nach dem Tod schon kurz darüber berichtet, wie wichtig es insbesondere für das Nachleben ist, einfache religiöse Vorstellungen fallen zu lassen. Vor dem Hintergrund, dass alle Religionen menschengemacht sind, wird dies vermutlich verständlich(er). Um hier exemplarisch einige einfache Vorstellungen zu nennen: Ewiger Himmel, ewige Verdammnis, Purgatorium (Fegefeuer), 72 Jungfrauen (nur für muslimische Männer), Walhalla (nur für im Kampf gefallene Männer), 144.000 Menschen im Himmel der Zeugen Jehovas, sofortiger Eingang ins Paradies für junge Männer, die den Dschihad gekämpft haben, kein christliches Paradies für Heiden und Ketzer und Hexen etc. …
Bei 144.000 Menschen im Himmel wird es vermutlich eng, um nur ein Beispiel hier näher zu erläutern. Eben diese Annahme exkludiert nicht nur andere Religionen/Prinzipien, sondern beschneidet sich sogar selbst, wenn es mehr als 144.000 Zeugen gibt/gab. Seit Gründung im Jahr 1931 bis jetzt dürften vermutlich schon viel mehr Menschen, die Zeugen Jehovas sind/waren, gestorben sein, als Platz in ihrem Himmel ist …
Erfahrene Astralreisende wissen in der Regel, wie tückisch einfache Jenseitsvorstellungen für das Nachleben sein können. Vor allem hat sich z. B. William Buhlman umfangreich dazu geäußert. Es können diese Vorstellung auch dann hinderlich sein, wenn sie gutherzig und offen angenommen worden sind, im festen Glauben und Vertrauen darauf, dass sie stimmen. Diese Vorstellungen loszulassen, ist für viele Menschen im Leben schon nicht leicht, im Nachleben ist es häufig schier unmöglich, weil die Vorstellung – auch wenn sie falsch ist – dann (seelisch) manifest ist. Eine Weiterentwicklung im Nachleben wird eben dadurch verhindert.
Die Jenseitswelten sind mannigfaltig, sie sind groß und vielfältig. Sie sind nicht einfach, nicht simpel und nicht starr, es sei denn, sie werden simpel, einfach und starr „gemacht“. Wer im Leben Komplexität anerkennen kann, auch wenn es manchmal bequemer ist, einfache Ideen/Lösungen anzulegen, hat auch im Nachleben größere Optionen und Entwicklungsmöglichkeiten.
Wann ist der Zeitpunkt gekommen, eine Religion/Lehre fallen zu lassen?
Es mag ein Mensch in seinem Leben vielleicht einmal oder mehrmals die Erfahrung machen, aus irgendeinem Kollektiv herauszufallen. Vielleicht fällt er aus einer Glaubensgemeinschaft, der Familie, der Clique, der Tradition … Er kann dies als schmerzhaft empfinden, wenn er dies als Ausschluss aus der Gemeinschaft erlebt, mit deren Werten er sich durchaus identifiziert hat oder er findet es befreiend, wenn er die Werte als zu eng oder irrational empfindet … Man kann also aus einem Kollektiv fallen oder heraus wachsen.
Der Zeitpunkt, eine Religion, Lehre, Weltanschauung usw. fallen zu lassen, ist immer dann gegeben, wenn der eigene Verstand ein Veto zu irgend einem Sachverhalt einlegt. Dieses Veto fühlen einige schon in der Kindheit, andere später im Leben, wieder andere nie … Dieses Nein muss nicht immer mit einer Distanzierung einhergehen, noch mit einer radikalen Abkehr, doch ist es sinnvoll, das Veto (innerlich) bestehen zu lassen. Vor allem dann, wenn alle anderen (in welcher Gemeinschaft auch immer) noch „glauben“, „lächeln“ oder „meinen“. Diese anderen können durchaus gut und freundlich sein, aber vielleicht hat ihr eigener Verstand bisher noch kein Veto eingelegt. Vielleicht kommt es aber noch.
Sollte ein anderes Glaubenssystem oder eine andere Weltanschauung sinnvoller sein oder besser klingen, so kann auch dieses solange beibehalten werden, bis der Verstand zu irgendeinem Sachverhalt wieder „Nein“ sagt – oder Nein sagen muss. Je weniger absolut Religionen/Weltanschauungen etc. betrachtet werden, umso unlimitierter ist die Zugangs- und Betrachtungsweise und umso weniger schmerzhaft ist es, dem eigenen Denken (stets) den Vorzug zu geben, auch wenn eben dadurch am Kollektivnormalen nicht mehr allzuviel partizipiert wird.
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Ich habe neulich bei einer Meditation nach Joe Dispenza meinen Glaubenssatz erkannt: „Das Leben ist entweder Leiden oder sinnlos.“ Dann realisierte ich, dass es im Buddhismus die erste edle Wahrheit ist: „Das Leben ist Leiden.“ Deshalb wende ich mich nun von dieser Religion ab. Und auch, weil ich sehe, wie medienhörig und gehirngewaschen die Buddhisten sind. Maskentragene Schlafschafe. Ist der Buddhismus am Ende auch nur eine Systemhure? | oneironauten.de
Hallo Uwe,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. 🙂
Als „Systemhure“ würde ich den Buddhismus nicht bezeichnen. Aber wenn eine Religion nicht schön ist, im Sinne der Ästhetik, habe ich z. B. Probleme damit … Es gibt im Buddhismus einige Praktiken, z. B. das Chöd-Riutal, das denkbar unschön ist. Auch die Sterbekultur im Buddhismus ist unschön. Die Toten werden aufgebahrt und den Geiern (Vögel) zum Fraß gegeben. Und die Selbstmumifizierung diverser Mönche, siehe Sokushinbutsu, ist nicht nur gruselig, sondern offenbart eine seelische Kargheit, die für mich nichts mehr mit „Erlösung“ oder „Aufstieg“ zu tun hat. Hier werden extreme Schmerzen und Selbstveleugnung als Weg verstanden, ins Nirvana zu gelangen.
Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage, dass „Schönheit“ immer auch „Wahrheit“ beinhaltet. Wenn eine Religion „unschön“ ist, ist sie für mich auch nicht wahr. Dies sehe ich in gewisser Weise auch in der Vodoo-Tradition und im Schamanismus. Wer lustig und frei in Trance fällt, um mit der Sippe im Dreck zu landen, hat für mich keinen Stil, noch eine intelligente Absicht. Und wenn ein alter, „verwelkter“ Schamane an einem Menschen herumtrommelt, ihn anspuckt oder mit Federn in seiner Aura herumfuhrwerkt, dann ist auch das für mich nicht schön, noch notwendig. 🙂
Lieber Gruß,
Tanja
Ein wunderbarer und für mich neuer Gedanke:
Das Prinzip (Wahrheit, Liebe,…) zu ehren und alle seine Erscheinungsformen (ob nun Religionen, Heilige oder Mitgeschöpfe ..)
Wunderbar, Danke
Irgendwie handhabe ich das automatisch so, dass ich mich dem zuwende was sich für mich stimmig und wahr und freundlich anfühlt .. 🙂 das liegt vielleicht auch daran, dass u.a. die Bibel und der Islam mich mit „frauenfeindlichen“ Passagen anwidert, ich aber die Güte und Weisheit von Jesus sehr schätze.